Völkermord-Vorwurf China gegen Erdogan
14.07.2009, 11:19 Uhr
Chinesische Soldaten patrouillieren in Ürümqi.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
China hat den türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan am Dienstag aufgefordert, seinen Vorwurf des Völkermordes in der Provinz Xinjiang zurückzunehmen. Bei den Unruhen der vergangenen Tage sind nach offiziellen Angaben in Xinjiang 184 Menschen getötet worden, 137 davon Han-Chinesen und 46 Angehörige des Turkvolkes der Uiguren.
In einem Kommentar der amtlichen Zeitung "China Daily" hieß es dazu: "Verdrehen Sie die Tatsachen nicht." Wenn die große Mehrheit der Opfer Han-Chinesen seien, dann spreche dies für sich. Erdogan sollte daher "seine Bemerkungen zurücknehmen, (...) die eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas darstellen".
Der türkische Ministerpräsident hatte am Freitag zu Reportern bei einer Fernsehübertragung gesagt, "die Zwischenfälle in China sind, einfach gesagt, Völkermord". Man könne dies nicht anders interpretieren. Erdogan forderte die chinesischen Behörden auf, weitere Opfer zu verhindern.
Die "drei Kräfte des Bösen"
Der chinesische Außenminister Yang Jiechi hatte seinem türkischen Kollegen am Sonntag nach einem Bericht der Agentur Xinhua telefonisch gesagt, die Unruhen seien durch "drei Kräfte des Bösen" initiiert worden: "Extremismus, Separatismus und Terrorismus".
Die Türkei hat sich in jüngster Zeit bemüht, ihre Beziehungen zu China auszubauen. Präsident Abdullah Gül hatte das Land im vergangenen Monat als erster türkischer Präsident seit 15 Jahren besucht. Dabei wurden Handelvereinbarungen im Volumen von 1,5 Milliarden Dollar unterzeichnet. Damals besuchte Gül auch die Provinz Xinjiang. Türkische Nationalisten sehen Xinjiang als östliche Grenze des Turkvolkes an. Tausende Uiguren leben zudem in der Türkei.
Quelle: ntv.de, rts