Mugabes Rücktritt gefordert Cholera immer aggressiver
10.12.2008, 15:40 UhrAngesichts der Menschenrechtsverletzungen und der schweren Choleraepidemie im afrikanischen Krisenstaat Simbabwe hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Ablösung des dortigen Präsidenten Robert Mugabe verlangt. "Wir müssen alles daran setzen, gerade in Simbabwe, ein Leben ohne den Terror von Präsident Mugabe zu ermöglichen", sagte Merkel in Berlin bei einer Feierstunde zum 60-jährigen Bestehen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Der Verweis eines Landes auf seine nationale Souveränität dürfe nicht als Vorwand dazu dienen, "völlig ungehindert schwere Menschenrechtsverletzungen begehen zu können".
Seuche breitet sich schnell aus
Zuvor hatten bereits US-Präsident George W. Bush, Frankreichs Staatsoberhaupt Nicolas Sarkozy und Kenias Ministerpräsident Raila Odinga Mugabes Rücktritt gefordert. Hilfsorganisationen mahnten wegen der sich ausbreitenden Cholera-Epidemie in dem Land zur Eile. Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) breitet sich die Seuche immer schneller aus. Die Zahl der offiziell registrierten Fälle sei mit Stand 9. Dezember auf 15.572, die der Todesfälle auf 746 gestiegen, teilte das UN-Büro mit.
Dunkelziffer weitaus größer
Allerdings gehen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Hilfsorganisationen von einer weitaus höheren Zahl aus. Sie befürchten eine immer schnellere Ausbreitung der Krankheit. Vor diesem Hintergrund haben Organisationen wie die Welthungerhilfe ihre Nothilfemaßnahmen ausgeweitet und zu Spenden aufgerufen. "Wir müssen schnell handeln. Wenn die Quelle der Epidemie hier in Simbabwe nicht trockengelegt wird, breitet sich die Cholera weiter über die Grenzen aus. In den Grenzstädten der Nachbarländer müssen bereits Menschen gegen Cholera behandelt werden", warnte Peter Hinn, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe für Simbabwe in Harare.
Die Regierung des afrikanischen Krisenstaates hatte ungenannte westliche Länder als Drahtzieher hinter dem Cholera-Ausbruch im Lande bezichtigt. "Die Cholera ist unter Kontrolle", hatte Informationsminister Sikhanyiso Ndlovu erklärt. Sein Land sei nicht auf Hilfe von außen angewiesen, meinte er. Simbabwes Regierung hatte vergangene Woche wegen der Cholera-Epidemie den nationalen Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe gebeten. Die Cholera ist durch die Flucht tausender kranker Simbabwer in die Nachbarländer mittlerweile auch in Südafrika, Mosambik und Botswana aufgetreten.
Politische Lage instabil
Der designierte Ministerpräsident und Mugabe-Gegenspieler Morgan Tsvangirai betonte in einem BBC-Interview, Schuld an der humanitären Katastrophe trage Mugabe allein. Beide hatten im September ein Abkommen über die Bildung einer Koalitionsregierung unterzeichnet, das aber an der Verteilung der Kabinettposten gescheitert war.
Quelle: ntv.de