Kein Königsmacher bei Wahlschlappe Clegg würde Brown stürzen
25.04.2010, 18:25 UhrDer britische liberaldemokratische Spitzenkandidat Clegg würde bei einer Wahlschlappe von Labour nicht automatisch den Königsmacher spielen. Wer Millionen Wählerstimmen verliert, sollte nicht Premier sein, sagt Clegg. Die aktuellsten Umfragen sehen derweil ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Unterhauswahl am 6. Mai.
Im Falle einer Wahlschlappe für die britische Regierungspartei Labour will sich der Spitzenkandidat der Liberaldemokraten, Nick Clegg, nicht als Königsmacher für Premierminister Gordon Brown hergeben. Eine Partei, die die Zustimmung von Millionen Wählern verloren habe, sollte nicht weiter den Regierungschef stellen, sagte Clegg im britischen Fernsehsender BBC One.
Labour-Politiker wie Wirtschaftsminister Peter Mandelson warnten derweil ihre Anhänger davor, mit den Liberalen zu flirten. Die Konservativen starteten im ganzen Land damit, einen Großteil der Wahlplakate auszutauschen. Gebannt schauen die Beobachter nun auf die letzte von drei Fernsehdebatten am Donnerstag, eine Woche vor der Unterhauswahl.
Umfragen sehen knappes Rennen
Zwölf Tage vor den britischen Parlamentswahlen haben Meinungsforscher ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt. Im Wahlkampf "mit drei Pferden" haben die konservativen Tories die Nase vor den Liberaldemokraten und der Labour-Partei Browns, ergaben mehrere Stimmungsbarometer. Die drei Parteien nähern sich demnach immer weiter an, keiner kommt auf die absolute Mehrheit - ein Novum in der britischen Nachkriegsgeschichte.
Eine Umfrage des Instituts ComRes für die Zeitungen "The Independent on Sunday" und "Sunday Mirror" sieht die Tories bei 34 Prozent - ein Punkt weniger als am Mittwoch. Die Liberaldemokraten verbessern sich um zwei Punkte auf 29 Prozent, Labour um drei Punkte auf 28 Prozent. Eine Umfrage der "Sunday Times" kommt zu nahezu identischen Werten. Andere Meinungsforscher sehen die Tories näher an ihren Verfolgern.
Bevölkerungsverlagerung verzerrt Wahlbezirke
Labour profitiert vom geografischen Zuschnitt der Wahlbezirke und muss weniger Wähler überzeugen, um ein Mandat zu gewinnen als etwa die Konservativen. Labour konnte deshalb nach den zurückliegenden Wahlsiegen deutlich mehr Abgeordnete ins Unterhaus schicken, als das prozentuale Stimmergebnis vermuten ließ.
Bei den Unterhauswahlen im Mai 2005 kam Labour mit 36 Prozent auf gut ein Drittel der Stimmen und erhielt 353 Mandate. Die konservativen Tories konnten nur 186 Parlamentarier ins Unterhaus schicken, obwohl sie mit 32,3 Prozent auch fast ein Drittel der Stimmen erreichten. Die Tories sind Opfer der Bevölkerungsverlagerung von den Innenstädten in betuchte Vororte, was konservative Wähler auf relativ wenige begrenzte Regionen konzentriert.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa