Stimmung der Schwarzen Clinton und Obama in Selma
04.03.2007, 21:49 UhrZehn Monate vor der ersten Vorwahl ist der Kampf zwischen den führenden demokratischen US-Präsidentschaftsbewerbern Hillary Clinton und Barack Obama um die möglicherweise entscheidenden Stimmen der afroamerikanischen Bevölkerung voll entbrannt. Beide Senatoren sprachen nahezu zeitgleich und nur wenige Meter voneinander entfernt in Schwarzen-Kirchen in der kleinen Stadt Selma im Bundesstaat Alabama. Dabei prangerten sie unter anderem die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und die mangelnde Gesundheitsfürsorge für die Bedürftigen und die Alten in den USA an.
Anlass der Reden waren Gedenkfeiern zum 42. Jahrestag des historischen Bürgerrechtsmarsches in Selma über eine Brücke, der zum Ende der Rassentrennung im Süden der USA beitrug. Expräsident Bill Clinton sollte kurz nach Ihrer Rede zu seiner Frau stoßen - der erste größere gemeinsame Auftritt der beiden, seit Hillary Clinton im Januar ihre Kandidatur erklärt hatte.
Obwohl Obama selbst Schwarzer ist, war Hillary Clinton noch vor kurzem in Umfragen von schwarzen Demokraten als Spitzenkandidatin ihrer Partei favorisiert worden. Eine jüngste Erhebung Ende Februar ergab jedoch erstmals einen Vorsprung für den Senator aus Illinois: Danach lag er mit 33 Prozent vor seiner New Yorker Kollegin.
Experten maßen den Auftritten Obamas und der Clintons in Selma vor diesem Hintergrund große Bedeutung bei. Alabama mit seinem hohen Anteil an schwarzen Bürgern bemüht sich um eine Vorverlegung seiner Vorwahl vom Juni auf Anfang Februar, um bei der parteiinternen Kandidatenkür eine gewichtige Rolle spielen zu können. Bereits zuvor - Ende Januar - geht es in North Carolina ebenfalls um wichtige Stimmen der Schwarzen. Allgemein wird erwartet, dass der Spitzenbewerber bereits im März feststehen wird.
Obama wies in seiner Rede an "meine Brüder und Schwestern" darauf hin, dass im Kampf um Chancengleichheit viel erreicht sei, "aber weit gekommen sein ist nicht gut genug". Der Senator forderte die Schwarzen zugleich dazu auf, Mut zu zeigen und mehr Mit- und Eigenverantwortung zu übernehmen. "Zieht eure Hausschuhe aus und geht wählen", rief Obama aus. Nur wenige Minuten später sagte Hillary Clinton ihrerseits, der Marsch von Selma für Menschenwürde, Chancengleichheit und Gerechtigkeit sei noch nicht vorüber. "Wir müssen ihn zu Ende führen", erklärte die ehemalige First Lady. Wie können wir uns ausruhen, wenn die Armut weiter wächst?"
Bei dem Bürgerrechtsmarsch am 7. März 1965 waren die Demonstranten in Selma von der Polizei gewaltsam zurückgedrängt worden. Der Tag ging als "blutiger Sonntag" in die US-Geschichte ein.
Quelle: ntv.de