Politik

Karten neu gemischt Clinton vor Obama

Hillary Clinton hat sich mit einem überraschenden Sieg bei der Vorwahl in New Hampshire im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten zurückgemeldet. Die ehemalige First Lady konnte sich mit 39 Prozent klar gegen ihren schärfsten Rivalen Barack Obama durchsetzen, auf den 36 Prozent der Stimmen entfielen. Insgesamt holte Clinton knapp 8.000 Stimmen mehr als Obama.

Nach ihrer schweren Niederlage zum Auftakt der Vorwahlen im Bundesstaat Iowa in der vergangenen Woche trotze die 60-jährige New Yorker Senatorin damit den Umfragen und feierte ein eindruckvolles Comeback. Bei den Republikanern stach Senator John McCain aus Arizona erwartungsgemäß den Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, aus.

"Wir lassen alle unsere Herzen sprechen"

"Ich habe Euch zugehört, und dabei habe ich meine eigene Stimme gefunden", rief Clinton ihren jubelnden Anhängern in Manchester, der größten Stadt von New Hampshire, zu. "Ich habe das Gefühl, dass wir alle unsere Herzen sprechen ließen und ich bin so dankbar, dass Ihr darauf eingegangen seid. Jetzt lasst uns zusammen Amerika das Comeback geben, das New Hampshire mir gerade gegeben hat."

Clinton litt bislang unter einem eher negativen Image: Sie galt als kühl und berechnend. Nach ihrer Schlappe in Iowa hatte sie sich bei Wahlkampfauftritten auch mal wütend, mal den Tränen nah gezeigt. Mit dieser Strategie konnte sie nun besonders bei Frauen und Senioren punkten.

Obama immer noch "Feuer und Flamme"

Ihrem wichtigsten Rivalen Obama gelang es hingegen nicht, wie in Iowa vor allem jüngere Wähler zu mobilisieren und sich so als klarer Favorit der Demokraten zu etablieren. Dennoch schlug er kämpferische Töne an. "Ich bin immer noch Feuer und Flamme und bereit loszulegen", versicherte der 46-Jährige seinen Anhängern. Zugleich präsentierte er sich als guter Verlierer. "Ich gratuliere Senatorin Clinton zu einem hart erkämpften Sieg. Sie hat einen herausragenden Job gemacht - gebt ihr einen großen Applaus", sagte der Senator aus Illinois.

Der ehemalige Südstaaten-Senator John Edwards landete hinter Clinton und Obama abgeschlagen auf Platz drei. Auf ihn entfielen 17 Prozent. Dennoch will er nicht aufgeben. "Wir haben noch 48 Staaten vor uns", ermutigte er sein Anhänger.

"Mac is back"

Die Vorwahl bei den Republikanern ging ebenfalls knapp aus. Mit McCain meldete sich auch hier ein Verlierer der ersten Runde in Iowa zurück. Mit 71 Jahren wäre er der älteste Kandidat, der je eine erste Amtszeit als Präsident antreten würde. Als "Comeback Kid" könne er denn auch kaum durchgehen, scherzte er. "Aber heute Abend haben wir den Leuten gezeigt, wie ein echtes Comeback aussieht." Viele Experten hatten McCain abgeschrieben, nachdem ihm im Laufe der Vorbereitungen auf die Vorwahlen das Geld ausging und er in den Umfragen immer weiter zurückfiel. "Mac ist zurück", antworteten seine Anhänger in Sprechchören.

McCain kam auf 37 Prozent. Romney landete mit 32 Prozent wie schon in Iowa nur auf Platz zwei. Der Überraschungssieger vom vergangenen Donnerstag, der Baptistenprediger Mike Huckabee, wurde mit 11 Prozent abgeschlagen Dritter.

Reaktion aus Deutschland

Der Koordinator für deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Karsten Voigt (SPD), sagte bei n-tv: "Clinton ist es offensichtlich gelungen, Menschen mitzunehmen, die vorher aufgrund ihrer etwas kühlen und rationalen Persönlichkeit nicht völlig überzeugt waren." Obama sei nach Voigts Ansicht der Kandidat, der die Menschen anspreche, der den amerikanischen Traum auf Erneuerung verkörpere. Aber auch Hillary Clinton stehe für Erneuerung. "Jenseits dieses Wettbewerbs spielen diese Persönlichkeitsunterschiede aus deutscher Sicht nicht so eine große Rolle. Wir könnten mit beiden Kandidaten gut zusammenarbeiten, und das nicht nur in der Außenpolitik, sondern auch bei Fragen des Klimawandels und auch bei anderen Themen."

"Von den Toten auferstanden"

US-Medien äußerten sich überrascht über den Wahlausgang. "Clinton ist zurück", titelten zahlreiche Zeitungen. Das Boulevardblatt "New York Post" verkündete in dicken Lettern, Hillary Clinton sei "von den Toten auferstanden". Erste Analysen ergaben, dass die Ex-First Lady ihren Erfolg vor allem den weiblichen Wählern zu verdanken hat, die in Iowa überraschend in der Mehrheit Obama gefolgt waren. Danach stimmten in New Hampshire 13 Prozent mehr Frauen für sie als für ihren Widersacher. Clinton konnte im Vergleich zu Iowa darüber hinaus den Anteil der Stimmen von Wählern ausbauen, die jünger als 30 Jahre sind und für "Wandel" eintreten. Das ist der Wahlkampfslogan von Obama. Die Senatorin gewann den Analysen zufolge außerdem mehr Stimmen als Obama von Wählern, die sich über die Wirtschaft sorgen.

Blick nach vorn

Die Vorwahl in New Hampshire gilt traditionell als wichtiger Termin im US-Wahlkampf. Die Gewinner können mit weiterem Rückenwind bei den Wählern sowie mit großzügigen Wahlkampfspenden rechnen. Als erster wirklich entscheidender Termin gilt aber die Vorwahl im bevölkerungsreichen Florida am 29. Januar.

Experten erwarten eine endgültige Entscheidung am 5. Februar, dem "Super-Dienstag": An diesem Tag stehen in 22 Bundesstaaten Vorwahlen an, unter anderen in bevölkerungsreichen Staaten wie Kalifornien, New York und New Jersey, die viele Delegierte auf die Parteiversammlungen im Sommer entsenden. Dort werden die Kandidaten offiziell nominiert. Die eigentliche Präsidentenwahl findet am 4. November statt.

Quelle: ntv.de

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