Politik

Wie konnte sie so tief fallen? Clintons Fehler

Wie wurde aus der angeblich fast sicheren Präsidentschafts-Kandidatin Hillary Clinton eine Bewerberin, die im Vorwahlkampf um ihr politisches Überleben kämpft? Strategen der Demokraten und Politologen machen eine Reihe von Fehlern dafür verantwortlich: Unter anderem sei sie sich ihrer Sache zu sicher gewesen, habe keine Antwort auf Barack Obamas Ruf nach Veränderung gehabt und sei nicht in der Lage gewesen, Ex-Präsident Bill Clinton im Zaum zu halten.

Clinton eröffnete ihren Wahlkampf vor 13 Monaten mit dem frechen Reim: "I'm in and I'm in to win" (Ich bin dabei und will gewinnen). Noch im August hatte die Senatorin aus New York in Umfragen einen Vorsprung von 18 Prozentpunkten vor ihrem Kollegen aus Illinois. Ihr Ehemann galt als genialer Politiker und auch die Republikaner sahen sie als den Feind, den es zu besiegen galt.

Dann verblüfften die Wähler die Experten und Meinungsforscher - Hillary verlor bei der Vorwahl in Iowa gegen Obama. Sie gewann zwar in New Hampshire, schaffte am Super Tuesday - dem Tag, an dem eigentlich alles klar gemacht werden sollte - gegen ihren Rivalen Obama lediglich ein Unentschieden. Inzwischen hat sie elf Vorwahlen in Folge verloren.

Stimmung falsch bewertet

Clintons Wahlmannschaft habe ihre Kandidatur nie infrage gestellt, sagt Stephen Hess von der George Washington Universität. "Sie haben es wirklich als ihr Vorrecht gesehen." Jim Duffy, ein Stratege der Demokraten, wirft der Senatorin vor, die Stimmung in der Bevölkerung grundlegend falsch bewertet zu haben. Sie habe geglaubt, das amerikanische Volk werde ihre Erfahrung mehr schätzen als Obamas Ruf nach Veränderung.

Auch Duffys Kollegin Liz Chadderdon sieht das so. "Sie hat falsch interpretiert, was mit 'Veränderung' gemeint ist", sagt sie. "'Veränderung' bedeutet nicht eine andere Politik. 'Veränderung' bedeutet eine grundsätzlich andere Art, in diesem Land Politik zu betreiben." Zudem habe Clinton nie eine Kernbotschaft herausgearbeitet. "Können Sie mir sagen, was im Moment die Botschaft ihres Wahlkampfs ist? So wie ich es sehe, hat sie etwa 90", sagt Chadderdon.

Problem Bill


Entgegen den Erwartungen hat sich auch Bill Clinton als ein Problem herausgestellt. Wochenlang sprach er genauso viel über sich selbst wie über seine Frau, was die Wähler leider auch an die schlechten Seiten seiner Präsidentschaft erinnerte. In South Carolina verärgerte er die schwarzen Wähler mit einem Vergleich zwischen Obama und dem gescheiterten demokratischen Bewerber Jesse Jackson.

"Die Bemerkung über Jesse Jackson war für ihn ein absoluter Tiefpunkt, ein Tiefpunkt, wie man ihn seit einem Jahrzehnt nicht gesehen hat", sagte ein weiterer Stratege der Partei und langjähriger Vertrauter der Clintons, der namentlich nicht genannt werden wollte. Am Ende sieht er aber einen anderen Grund für ihre Probleme: "Sie hat einfach nur den Moment verpasst." Dies gelte auch für den anderen Bewerber, dem inzwischen ausgeschiedenen John Edwards. Man könne zwar argumentieren, dass Hillary einen schlechten Wahlkampf geführt habe. Aber "an dem Tag, an dem Barack Obama im Rennen einstieg, war es auf eine gewisse Art für Edwards und Clinton beide vorbei".

Quelle: ntv.de

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