Politik

Obama gegen Clinton Countdown läuft

Mit wichtigen Entscheidungen geht der Nominierungswettstreit der US-Demokraten Barack Obama und Hillary Clinton an diesem Wochenende in die Schlussrunde. Am Samstag will der Parteivorstand eine Entscheidung im Streit um die Gültigkeit der Vorwahlen in den Staaten Michigan und Florida treffen, die von Clinton gewonnen, wegen eines Regelbruchs bislang aber von der Partei nicht gewertet wurden. Am Sonntag sind 2,4 Millionen Wähler auf der mit den USA assoziierten Karibikinsel Puerto Rico aufgerufen, ihre Stimme entweder Clinton oder Obama zu geben. Am Dienstag dann finden in Montana und South Dakota die letzten Vorwahlen statt.

Der Ausgang der anstehenden Entscheidungen wird an Obamas Rolle als Favorit für die Präsidentschaftskandidatur nichts ändern. Clinton hofft zumindest auf Achtungserfolge, mit denen sie möglicherweise eine weitere Fortführung ihrer Bewerbung gegen Obama und eine Kampfkandidatur auf dem Parteitag im August rechtfertigen könnte. Das Regelkomitee des demokratischen Parteivorstands steht bei seiner Sitzung am Samstag in Washington unter großem Druck des Clinton-Lagers, die Vorwahlen in Florida und Michigan doch noch anzuerkennen.

Uneinholbar vorne

Die Parteiführung hatte den Staaten bereits vor dem Votum im Januar ihre insgesamt 366 Delegierten für den Nominierungsparteitag aberkannt, weil sie ohne Genehmigung den Wahltermin vorgezogen hatten. Dennoch beteiligten sich in den beiden Staaten 2,3 Millionen Wähler an der Vorwahl. Clintons Name stand dabei auf allen Stimmzetteln, der von Obama nur in Florida. Die Senatorin gewann beide Wahlen erwartungsgemäß mit großem Abstand.

Werden die Stimmen aus Florida und Michigan gezählt, hat Clinton in allen bisherigen Vorwahlen zusammen gut 17,65 Millionen Stimmen auf sich vereinigen können - etwas mehr als Obama mit 17,57 Millionen. Ohne die beiden Staaten hat Obama einen Vorsprung von mehr als 1,5 Millionen Stimmen. Zwar kommt es bei der Nominierung der Demokraten nicht auf die gesamte Stimmenzahl an, sondern auf die Zahl der Parteitagsdelegierten, die in den Vorwahlen bestimmt werden; hier liegt Obama uneinholbar vorne. Clinton könnte allerdings ihre Führung bei den abgegebenen Stimmen als Argument nutzen, ihre Kandidatur dennoch fortzuführen und eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag zu wagen.

Offen für Kompromiss

Clintons Sprecher Howard Wolfson sagte: "Unsere Erwartung ist, dass der Parteivorstand die Delegierten aus Florida und Michigan zu 100 Prozent zulassen wird." Dies würde Obamas Führung in der Gesamtwertung der Delegierten verringern, aber nicht zunichte machen. Im Parteivorstand zirkuliert ein Vorschlag, die Delegierten zuzulassen, ihnen aber nur halbes Stimmrecht zu gewähren. Clinton zeigte bislang keine Bereitschaft zu einem solchen Kompromiss. Obamas Lager lehnt eine vollständige Zulassung der umstrittenen Delegierten ab, ist aber offen für eine Kompromisslösung, die Clinton mehr Delegierte aus Florida und Michigan zugestände als Obama.

Am Sonntag könnte Clinton dann bei der Vorwahl auf Puerto Rico noch einmal einen Etappensieg feiern. Die meisten Wähler sind spanischsprachige Latinos, die bislang zu Clintons Kernklientel zählten. Puerto Rico hat eine Ausnahmestellung: Es gehört zu den USA, ist aber kein Bundesstaat, weswegen die Bürger nicht an der Präsidentschaftswahl im November teilnehmen dürfen. Wegen des knappen Rennens spielt die Insel, die 1898 von Spanien an die USA fiel, erstmals überhaupt eine Rolle im US-Wahlkampf. Bestimmt werden in Puerto Rico 55 Delegierte. Die größte Oppositionspartei PIP, die nach Unabhängigkeit strebt, wertet die Vorwahl als "kolonialistischen Akt" und hat zum Boykott aufgerufen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen