Steinmeier sagt Treffen ab Dalai Lama enttäuscht
08.05.2008, 14:53 UhrDer Dalai Lama ist enttäuscht, dass Außenminister Frank-Walter Steinmeier ihn bei seinem nächsten Deutschland-Besuch nicht treffen will. Das geistige Oberhaupt der Tibeter reist vom 16. bis 19. Mai durch die Bundesrepublik und führt dabei auch einige politische Gespräche in Berlin. Dort will er am 19. Mai auch öffentlich vor dem Brandenburger Tor sprechen.
Es sei eine "sehr unglückliche Entscheidung", dass der SPD-Vize keine Zeit für ein Treffen mit dem Friedensnobelpreisträger finde, sagte der Europa-Vertreter des Dalai Lama, Tseten Chhoekyapa zur Absage des Außenministers. "Wir denken, er ist schlecht beraten worden." Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte die Absage. Offenbar will Steinmeier neue Irritationen im deutsch-chinesischen Verhältnis vermeiden. In Regierungskreisen verwiesen Vertreter darauf, dass der Außenminister während der Unruhen in Tibet mehrfach mit seinem chinesischen Amtskollegen telefoniert habe. Dabei habe er auch auf direkten Kontakt mit tibetischen Vertretern gedrängt und durch seinen Einsatz zu den Gesprächen beigetragen.
Politiker sonnen sich in seinem Licht
Da Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während des Deutschland-Besuchs des Dalai Lama auf einer Lateinamerika-Reise ist, wird es auch mit ihr kein Treffen geben. Dafür wird das geistige Oberhaupt unter anderem mit Bundestagspräsident Norbert Lammert, dem Bundesbeauftragten für Menschenrechtspolitik, Günter Nooke, sowie den Ministerpräsidenten Roland Koch und Jürgen Rüttgers (alle CDU) zusammenkommen. Neben weiteren Treffen mit Grünen-Chefin Claudia Roth und der Vorsitzenden des Menscherechtsausschusses im Bundestag, Herta Däubler-Gmelin (SPD), ist auch eine Rede vor dem Auswärtigen Ausschuss geplant.
Auf seiner Reise unter dem Motto "Kein Frieden ohne Menschenrechte" besicht der Friedensnobelpreisträger neben Berlin noch Bochum, Mönchengladbach, Nürnberg und Bamberg.
Rückkehr nach Tibet nicht ausgeschlossen
Unterdessen hat der Gesandte des Dalai Lama eine Rückkehr des geistlichen Oberhaupts aus seinem indischen Exil nach Tibet nach Gesprächen mit der chinesischen Regierung nicht ausgeschlossen. "Wenn die Tibeter in Tibet mit den herrschenden Verhältnissen und ihrer Situation im Land zufrieden sind, gibt es für seine Heiligkeit keinen Anlass, im Exil zu bleiben", sagte Kelsang Gyaltsen der Deutsche Welle. "Dann könnte der Dalai Lama als freier Sprecher des tibetischen Volkes auftreten."
Quelle: ntv.de