Umstrittener Besuch im Kloster Dalai Lama verärgert China
08.11.2009, 12:36 UhrDie Chinesen beanspruchen einen Teil des indischen Bundesstaates Arunachal Pradesh. Dass der Dalai Lama nun ein Kloster in dieser Region an der Grenze zu Tibet besucht, stößt in Peking auf Kritik.
Der Dalai Lama ist zu einem von China heftig kritisierten Besuch in einem Kloster im Osten Indiens an der Grenze zu Tibet eingetroffen. Das tibetische Kloster Tawang liegt im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh, der im Norden an Tibet grenzt und dessen Gebiet teilweise von China beansprucht wird. Bei seiner Ankunft wurde der Dalai Lama von tausenden Buddhisten begrüßt. Peking hatte im Vorfeld scharf gegen die Reise des religiösen Oberhaupts der Tibeter nach Tawang protestiert.
Die Regierung in Neu Delhi hatte erklärt, es stehe dem Dalai Lama frei, zu reisen wohin er wolle, solange es dabei um religiöse Dinge gehe. Der 74-Jährige will sich eine Woche lang in dem Kloster aufhalten und unter anderem ein Museum und eine Bücherei einweihen. "Mein Besuch hier ist unpolitisch", betonte er vor Journalisten. "Es sieht China ziemlich ähnlich, die Kampagne gegen mich zu verschärfen, wohin ich auch immer gehe."
Dalai Lama von chinesischer Reaktion "überrascht"
Der Dalai Lama war 1959 nach seiner Flucht aus Tibet zunächst in Tawang angekommen. Seitdem lebt er in Dharamsala im Norden Indiens im Exil. Er setzt sich für größere Autonomie Tibets von China ein. Peking wirft ihm dagegen Separatismus vor. Erst im August hatte sich China verärgert über einen Besuch des Dalai Lamas in Taiwan gezeigt.
Es ist nicht der erste Besuch des Dalai Lama in Tawang, entsprechend "überrascht" hatte er sich im Vorfeld über die besonders heftige Reaktion Pekings gezeigt. Die Visite wurde rund zwei Monate lang vorbereitet und von umfänglichen Renovierungsarbeiten begleitet.
Keine Einigung zwischen China und Indien
China hatte nach dem Grenzkrieg 1962 mit Indien einen einseitigen Waffenstillstand verkündet und seine Truppen aus dem Gebiet abgezogen. Obwohl China und Indien im Jahr 2003 einen Dialog über ihre Grenzen in Gang gesetzt haben, schwelt der Streit um den Bundesstaat weiter.
China erhebt Anspruch auf rund 90.000 Quadratkilometer von Arunachal Pradesh. Indien beschuldigt dagegen China, ein rund 38.000 Quadratkilometer großes Landstück in Kaschmir besetzt zu halten. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde haben trotz mehrerer Verhandlungsrunden bisher kaum Fortschritte in ihrem Grenzstreit über die eisige Bergregion erzielt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts