Terry McAuliffe - vom Spendensammler zum Gouvernour Der "König des Geldes" darf regieren
09.11.2013, 01:56 Uhr
Terry McAuliffe
(Foto: REUTERS)
Wenn Terry McAuliffe eines kann, ist es, Geld zu sammeln. Wie kein Zweiter tat er es für Demokraten wie Bill und Hillary Clinton. Sein Geschick half ihm nun dabei, endlich auch selbst ein politisches Amt zu ergattern. Mc Auliffe wird Gouvernour von Virginia.
Jahrzehntelang war Terry McAuliffe in der amerikanischen Politiklandschaft der "König des Geldes", der in Wahlkampfzeiten für Bill und Hillary Clinton Spenden in Rekordhöhe akquirierte. Diese Woche gewann er schließlich seinen eigenen Wahlkampf – vielleicht ein bisschen weniger schillernd und umstritten, doch immer noch ganz der Herr des großen Geldes. Im Januar 2014 wird er sein Amt als Gouverneur des Bundesstaates Virginia antreten.
"Die letzten Jahre verbrachte er damit, durch Virginia zu reisen, um dort Bürger und wichtige Geschäftsleute zu treffen und sich dabei ein neues Image aufzubauen", so CNN-Politikexperte Peter Hamby. "Und das hat funktioniert."
Der ehemalige Vizepräsident Al Gore bezeichnete McAuliffe einst als "den größten Spendensammler in der Geschichte des Universums". Fortan darf er ihn auch "Gouverneur" nennen.
34 Millionen Dollar für zwei Millionen Wähler
McAuliffe (56) hat bislang noch kein gewähltes politisches Amt besetzt. In seinem Wahlkampf wurde allerdings deutlich, welche Summen und Freunde er an seiner Seite hat.
Mehr als 34 Millionen Dollar sammelte er für den Wahlkampf in Virginia – ein Bundesstaat mit etwa zwei Millionen Wählern. Damit stellte er einen neuen Rekord auf und übertraf bei Weitem das Budget seines republikanischen Kontrahenten, der nur ca. 20 Millionen Dollar zur Verfügung hatte.
Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden schauten während des Wahlkampfs in Virginia vorbei. Aber auch der ehemalige Präsident Bill Clinton rührte bei den Wählern in Virginia kräftig die Werbetrommel und sparte nicht an Lob, als er sagte; "Ich mag den Typen." Auf anderen Veranstaltungen glänzte seine Frau Hillary und war der Star des Abends. Seit Februar, als sie das Amt als Außenministerin niedergelegte, waren dies ihre ersten parteipolitischen Auftritte.
Nicht allerorts beliebt
McAuliffe gilt als enger Freund der Clintons, doch das beliebteste Politikerpaar Amerikas revanchierte sich durch die Auftritte wohl auch bei ihm. Nach Schätzungen des "Time Magazines" sammelte McAuliffe Spenden in Höhe von mehr als 300 Millionen Dollar für Wahlkämpfe, Ausgaben und Wohltätigkeitszwecke der Clintons.
Mithilfe Bill Clintons konnte McAuliffe während Al Gores Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2000 auch einen neuen Rekord aufstellen. Bei einer einzigen Abendveranstaltung sammelten die beiden Männer Spenden in Höhe von 26 Millionen Dollar.
Auch wenn die Zahlen einen anderen Eindruck erwecken mögen; McAuliffe hat viele Facetten und ist nicht allerorts beliebt.
Für Spenden ließ er das Neugeborene warten
Mit 23 Jahren rang er zum Beispiel mit einem Alligator, um einen Geldgeber davon zu überzeugen, 15.000 Dollar für den Wahlkampf des Präsidenten Jimmy Carter zu spenden. Als der inzwischen fünffache Familienvater Jahre später seine Frau und sein neugeborenes Kind aus der Klinik abholte, fuhr er die beiden nicht direkt nach Hause, sondern hielt bei einer Spendenveranstaltung und ließ Frau und Kind im Wagen zurück. Später erklärte er: "Mir tat es sehr leid wegen Dorothy, doch für die Demokraten war es eine Million Dollar."
Zudem brachte er Clinton auf die Idee, Wahlkampfspender im Weißen Haus übernachten zu lassen, was von vielen Seiten als eine nicht angemessene Nutzung des historischen Gebäudes kritisiert wurde. McAuliffes Karriere fußt auf der Verbindung von Politik und Geld. In der Vergangenheit wurde sein Verhalten im Auftrag der Clintons, aber auch bei seinen eigenen Geschäften, von den Medien stark kritisiert.
Doch er war überzeugend genug, um am Mittwochabend mit knappem Vorsprung gegen den
republikanischen Kontrahenten zu gewinnen, und zwar mit 48 zu 45,5 Prozent. Die restlichen Stimmen gingen an einen dritten Kandidaten. Als Herr des Scheckbuchs muss sich McAuliffe nun einer neuen Aufgabe stellen: Fortan muss er die politischen Geschäfte führen – und nicht nur einen Wahlkampf.
Quelle: ntv.de