Juan Carlos Der König geht nackt
06.01.2014, 17:37 UhrDie Popularität des spanischen Königs ist im Sinkflug begriffen. Abdankung und Thronbesteigung durch Infant Felipe dürfte den Niedergang der Monarchie nur verlangsamen.
Es muss wahrlich nicht gut bestellt sein um die spanische Monarchie, wenn ausgerechnet "El Mundo" Umfragen durchführen lässt, die den seit geraumer Zeit wachsenden Antimonarchismus der Spanier in nackte Zahlen kleiden. Das in Madrid erscheinende Blatt gilt als Sprachrohr des rechten Flügels der regierenden konservativen Volkspartei. Nun war die iberische Rechte nie besonders monarchistisch: Weder in Portugal noch in Spanien optierte ihr faschistischer Teil nach der "Machtübernahme" für die Wiedererrichtung des Königreichs, sondern für formal zivile Diktaturen, die sich auf Armee und Klerus stützten.
Nach dem die Franquisten mit Hilfe Nazi-Deutschlands und Mussolini-Italiens die von den Nichteinmischungsmächten Frankreich und Großbritannien schmählich im Stich gelassene Republik 1939 vernichtet hatten, holten sie den geflohenen König Alfonso XIII. nicht nach Madrid zurück. Diktator Franco erklärte das Land erst 1947 formell wieder zu einer Monarchie, anerkannte aber weder den Thronanspruch von Alfonso noch von dessen Sohn Juan de Borbón y Battenberg. Der im portugiesischen Exil Lebende schloss mit Franco ein Geheimabkommen, das die Thronbesteigung Juan Carlos' aber auch erst nach dessen Tod 1975 ermöglichen sollte.
Ein Leben als "Payboy, Schürzenjäger und Spieler"
Juan Carlos hat seither unbestritten einen Anteil an der Demokratisierung des Landes und der Stabilisierung seiner demokratischen Entwicklung. Gleichwohl wird ihm während des Putschversuchs von Antonio Tejero, Oberstleutnant der paramilitärischen Guardia Civil, 1981 auch Sympathie für diesen nachgesagt. Nach dem Tod des Diktators akzeptierten sogar die Kommunisten der PCE Juan Carlos‘ Thronbesteigung. Laut Verfassung ist der König "unantastbar". Noch 1998 wurde ein kritischer Artikel aus dem "New Yorker" in Spanien verboten. Der Autor hatte, ohne den Bourbonenspross namentlich zu erwähnen, indirekt Parallelen zum Leben von Großvater Alfonso XIII. gezogen.

Prinzessin Letizia, Kronprinz Felipe und König Juan Carlos bei einer Militärparade in Madrid.
(Foto: dpa)
Dessen Leben im einst mondänen Estoril an der portugiesischen Atlantikküste sei das eines "Playboys, Schürzenjägers, Spielers und Jägers" gewesenen. Den Gipfel erreichte die Unzufriedenheit mit dem Monarchen, als dieser mitten im schweren Krisenjahr 2011 im südafrikanischen Botswana auf kostspielige Elefantensafari ging. Seither geht es immer weiter bergab. Die Korruptionsaffären um Juan Carlos‘ Schwiegersohn Iñaki Urdangarín, Herzog von Palma (de Mallorca), gaben dem Ansehen des Königshauses so ziemlich den Rest.
Bilderverbrennung soll bestraft werden
Die Zeit der politischen Rolle des Königs ist vorbei. Juan Carlos ist zu einer Belastung der Demokratie geworden. Die Unabhängigkeitsbestrebungen des wirtschaftlich starken Katalonien sind auch vor dem Hintergrund der royalen Skandale zu sehen.
Angesichts des moralischen Sinkflugs von König und Familie will die rechtskonservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy das immer häufigere Verbrennen von Bildern des Staatsoberhaupts mit hohen Strafen belegen. Auch das Filmen von Polizisten bei Demonstrationen und Proteste vor dem Regierungssitz sollen unter das Gesetz fallen. Eine Abdankung Juan Carlos‘ und eine Thronbesteigung durch dessen Sohn Felipe, Prinz von Asturien, würden Zeit schinden, doch mittelfristig den Niedergang des Königtums nicht verhindern. Nach der für Anfang November geplanten Volksabstimmung über die Zukunft Kataloniens dürfte Felipe als erstes seiner katalanischen Titel Fürst von Gerona, Herzog von Montblanc, Graf von Cervera und Herr von Balaguer verlustig gehen. Katalonien war schon von 1931 bis 1939 eine der Bastionen der Republik.
Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 das politische Geschehen für n-tv. Er war zudem Gastgeber und
Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Manfred Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.
Quelle: ntv.de