Politik

Israel in Trauer verbittert Der Triumph der Hisbollah

Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz haben mit dem Austausch von Gefangenen und Leichen auch das letzte Kapitel des Libanonkrieges geschlossen. Zwei Jahre nach dem Waffengang übergab zuerst die Hisbollah am Grenzübergang Rosch Hanikra die sterblichen Überreste der beiden israelischen Soldaten Eldad Regev und Ehud Goldwasser. Ihre Entführung am 12. Juli 2006 hatte den Libanonkrieg ausgelöst. Im Gegenzug ließ Israel nun den Top-Terroristen Samir Kuntar sowie vier Hisbollah-Kämpfer frei.

Außerdem sollen noch die sterblichen Überreste von 199 Libanesen und Palästinensern durch das Rote Kreuz übergeben werden. Dem in Israel sehr umstrittenen Austausch waren monatelange schwierige Verhandlungen unter deutscher Vermittlung vorausgegangen.

Angehörige hofften bis zuletzt

Die Angehörigen der beiden toten israelischen Soldaten dankten dem von den Vereinten Nationen beauftragten deutschen Vermittler Gerhard Conrad für dessen Bemühungen. Die Angehörigen hätten sich mehrmals heimlich mit ihm getroffen, sagte ein Sprecher der Familien, Schmulik Elgrabli. Die Bundesregierung würdigte den Austausch als politisch und humanitär wichtigen Schritt. Zugleich bedauerte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin zutiefst, dass die beiden israelischen Soldaten tot sind. Steg sprach den Familien sein Mitgefühl aus.

Zwei Jahre lang hatten die Angehörigen der vermissten Soldaten Regev und Goldwasser auf ein kleines Wunder gehofft. Als die Hisbollah beim Austausch nun zwei schlichte schwarze Särge an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergab, wurde der Tod jedoch zur traurigen Gewissheit. "Zwei lange Jahre der Sorge, des Leids und großen Schmerzes sind heute zu Ende gegangen", heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme beider Familien. "Leider haben wir unsere Söhne als Leichen und nicht als Lebende zurückbekommen."

Zvi Regev, der Vater von einem der beiden Soldaten, sagte: "Es war furchtbar, die beiden Särge zu sehen." Shlomo Goldwasser, Vater des anderen Israelis sagte: "Wir haben uns keinen Illusionen hingegeben, aber wir haben bis zum letzten Moment gehofft." Goldwasser äußerte sich entsetzt über die geplanten Freudenfeierlichkeiten im Libanon zur Rückkehr des Top-Terroristen Kuntar: "Ist der Mörder eines kleinen Mädchens Euer Held?"

Ehrenempfang im Libanon

Der 45 Jahre alte Kuntar ist für den Tod von fünf Menschen, darunter zwei kleinen Mädchen im Alter von zwei und vier Jahren verantwortlich. Er hat rund 30 Jahre Haft in Israel verbüßt und war damit der am längsten einsitzende arabische Häftling. Er wurde bei seiner Rückkehr in den Libanon mit großem Bahnhof empfangen. "Ich bin glücklich, wieder zu Hause zu sein", sagte der 45-Jährige der wartenden Menge am Grenzübergang Nakura.

Als Kuntar und vier ebenfalls frei gelassene Hisbollah-Kämpfer libanesischen Boden betraten, salutierte eine Ehrengarde der Hisbollah. Angehörige und Kämpfer der Miliz umarmten Kuntar, der Jeans und ein graues Sweat-Shirt trug. Die vier anderen Männer küssten hochrangige Hisbollah-Führer. Tausende Hisbollah-Mitglieder säumten zu beiden Seiten einen roten Teppich und schwenkten Fahnen.

Die fünf Männer sollten später mit einem Hubschrauber des libanesischen Präsidenten Michel Suleiman nach Beirut geflogen werden. Auf dem internationalen Flughafen von Beirut war ein offizieller Empfang geplant.

Hamas fühlt sich bestätigt

Sami Abu Suhri, Sprecher der radikal-islamische Hamas-Organisation sagte, der Häftlingsaustausch sei der Beweis, dass die Entführung von israelischen Soldaten der beste Weg sei, um Gefangene aus israelischer Haft freizubekommen. Die Hamas hält seit zwei Jahren den israelischen Soldaten Gilad Schalit in ihrer Gewalt.

Dagegen übte der israelische Regierungssprecher Mark Regev ebenfalls scharfe Kritik an den bevorstehenden Feierlichkeiten im Nachbarland Libanon. "Samir Kuntar ist ein brutaler Kindermörder und jeder, der ihn als Helden feiert, tritt die grundlegenden Werte des menschlichen Anstands mit Füßen", sagte Regev.

Sterbliche Überreste identifiziert

Die Freilassung Kuntars und der anderen vier Männer hatte sich über Stunden in die Länge gezogen, weil israelische Experten zuerst zweifelsfrei die Identität von Goldwasser und Regev bestätigen wollten. Die sterblichen Überreste der beiden Soldaten seien in sehr schlechtem Zustand, sagte der Hisbollah-Repräsentant Wafi Safa. Die beiden ehemaligen Soldaten sollen während der Entführung im Juli 2006 unter anderem schwere Brandverletzungen erlitten haben. Israelische Medien beriefen sich auf libanesische Angaben, wonach der Jeep der beiden Soldaten von einer Rakete getroffen wurde.

Die israelische Armee hat die beiden toten Soldaten posthum befördert. Goldwasser habe den Rang eines Oberstabsfeldwebels und Regev den eines Stabsfeldwebels verliehen bekommen, teilte ein Armeesprecher in Tel Aviv mit. Beide Soldaten würden am Donnerstag beigesetzt.

Quelle: ntv.de

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