Drohnen-Angriff in Pakistan Deutsche Islamisten getötet
04.10.2010, 22:31 Uhr
Der US-Geheimdienst CIA fliegt derzeit mehr Drohnenangriffe gegen mutmaßliche Aufständische im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan als je zuvor.
(Foto: dpa)
Beim Angriff eines unbemannten US-Flugzeugs auf ein Gehöft in Nord-Waziristan kommen mehrere deutsche Islamisten ums Leben. Das Auswärtige Amt in Berlin prüft die Angaben des pakistanischen Geheimdienstes; eine offizielle Bestätigung liegt bisher nicht vor.
Bei einem US-Drohnenangriff im Grenzgebiet zu Afghanistan sind nach pakistanischen Geheimdienstangaben acht deutsche Islamisten ums Leben gekommen. Weitere Einzelheiten wurden bislang nicht bekannt. Auch eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Das Auswärtigen Amt in Berlin geht den Berichten nach. Derzeit würden die Hintergründe der Getöteten und eine mögliche Zugehörigkeit zu einer militanten Gruppe geprüft, hieß es.
Ein unbemanntes Flugzeug habe am Montagabend (Ortszeit) zwei Raketen auf ein Gehöft im Stammesgebiet Nord-Waziristan abgefeuert, das von den Deutschen genutzt worden sei, sagte ein Mitarbeiter des Geheimdienstes in der Region. Insgesamt habe es bei dem Angriff in der Ortschaft Mir Ali neun Tote gegeben. Zudem seien drei Männer aus Turkmenistan verletzt worden. Andere Quellen gaben acht tote Aufständische an, darunter fünf Deutsche türkischer Herkunft. Die drei anderen getöteten Aufständischen waren demnach Pakistaner.
In der Nähe der Hauptstadt Islamabad hatten pakistanische Taliban-Kämpfer zuvor einen NATO-Konvoi überfallen und drei Menschen getötet.
Deutscher soll Anschläge geplant haben
Nach Angaben des Geheimdienstmitarbeiters war unter den Getöteten ein deutscher Staatsbürger, der sich Fayyaz nennt. Dieser habe Anschläge in Europa geplant. Rund 60 türkischstämmige deutsche sowie gebürtige deutsche Islamisten sollen sich in der unwegsamen Stammesregion zum Training in Terrorcamps aufhalten. Die allermeisten haben Verbindungen zur terroristischen Islamischen Dschihad-Union (IJU). Erst im Juni war in der Region der deutsche Islamist Rami M. festgenommen und später nach Deutschland abgeschoben worden.
Das Stammesgebiet im Nordwesten Pakistans gilt als Hochburg für radikal-islamische Extremisten aus dem Umkreis des Terrornetzes Al-Kaida.
Warnung für Europa
Vertreter westlicher Sicherheitsbehörden hatten in der vergangenen Woche in Nord-Pakistan operierende Extremisten mit geplanten Anschlägen in Europa in Verbindung gebracht. Am Sonntag hatten die USA und Großbritannien vor einer erhöhten Anschlagsgefahr in Europa gewarnt.
Angriff auf Bündnis-Truppen
Bei dem Taliban-Angriff bei Islamabad hatten die Aufständischen etwa 20 Tanklaster mit Nachschub für die NATO-Truppen in Afghanistan in Brand gesetzt. Drei Menschen wurden getötet, acht verletzt. Die mit Sturmgewehren und Molotowcocktails bewaffneten Angreifer konnten fliehen. Zu dem Anschlag bekannte sich die Bewegung der Taliban in Pakistan (TTP). Ein Sprecher der TTP sagte, die Taliban hätten auch den Angriff mit Raketenwerfern und Sturmgewehren auf einen NATO-Konvoi am vergangenen Freitag im Süden Pakistans verübt.
NATO-Führung entschuldigt sich
Die NATO-Führung entschuldigte sich unterdessen bei der pakistanischen Regierung für den Tod von drei Soldaten. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach dem pakistanischen Außenminister Außenminister Shah Mehmood Qureshi bei einem Treffen in Brüssel sein Bedauern aus.
Bei einem NATO-Luftangriff an der afghanisch-pakistanischen Grenze waren am vergangenen Donnerstag drei Angehörige der pakistanischen Armee ums Leben gekommen, was zu neuen Spannungen zwischen dem Bündnis und der Regierung in Islamabad führte. Pakistan blockierte daraufhin eine zentrale Versorgungsroute über die der Nachschub für die internationalen Truppen in Afghanistan läuft.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP