OECD-Studie zu Steuern und Abgaben Deutsche zahlen immer mehr
25.04.2012, 18:38 UhrSchon wieder steigt die Steuer- und Abgabenlast der Deutschen. Das ist das Ergebnis einer Studie der OECD. Doch die Organisation hat auch eine gute Nachricht für die Bundesbürger: Weil sich auch Löhne und Gehälter erhöht haben, landet am Ende trotzdem mehr in ihrem Geldbeutel.

(Foto: picture alliance / dpa)
Den Deutschen blieb im vergangenen Jahr etwas mehr von ihrem Gehalt - und das obwohl die Steuer- und Abgabenlast wieder gestiegen ist. Grund sind vor allem höhere Löhne und Gehälter, so das Ergebnis einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Im internationalen Vergleich wird der Faktor Arbeit danach unter allen 34 Mitgliedsländern der OECD nur in Belgien stärker belastet als in Deutschland. Am geringsten sind die Abgaben in Chile, Neuseeland, Mexiko, Israel, Südkorea und der Schweiz. Allerdings stieg auch bei den Eidgenossen und in Österreich die Steuer- und Abgabenlast insgesamt leicht an. Ein Trend: 26 von 34 Mitgliedern der Organisation bürdeten ihren Arbeitnehmern 2011 höhere Gesamtlasten auf als noch 2010. Die Steigerung machte allerdings in den meisten Fällen weniger als einen Prozentpunkt aus. Grund waren überwiegend gestiegene Einkommenssteuern. Laut der Studie scheint der Trend zu immer niedrigeren Spitzensteuersätzen aber gestoppt.
Steuersystem bevorzugt kinderlose Topverdiener
In Deutschland machen die Sozialabgaben mit über einem Drittel den Löwenanteil der Belastung aus. Der Steueranteil dagegen liegt laut der OECD nur bei rund 16 Prozent. Kennzeichnend für das deutsche Steuersystem ist: Es bevorzugt vor allem kinderlose Topverdiener. So zumindest ein Fazit der Autoren der Studie. Reiche Singles ohne Nachwuchs haben im vergangenen Jahrzehnt demnach am meisten von der Senkung der Abgaben profitiert: mit minus 5 Prozentpunkten wurden sie am deutlichsten entlastet. "Für Alleinerziehende mit etwa der Hälfte des Durchschnittseinkommens lagen die Lohnabzüge 2011 dagegen lediglich um einen halben Prozentpunkt niedriger als im Jahr 2000." Zudem werden Bezieher geringer Einkommen in Deutschland stärker zur Kasse gebeten als in vielen anderen Industrieländern.
Die OECD hatte der Bundesregierung bereits in der Vergangenheit einen Umbau des Steuersystems empfohlen, der eine weitere Anhebung der Mehrwertsteuer bevorzugt.
Die Autoren der Studie berechnen die Steuer- und Abgabenlast auf Arbeitseinkommen für alle OECD-Länder in acht verschiedenen Haushaltstypen und Einkommensniveaus. Nach ihren jüngsten Berechnungen stieg sie 2011 in Deutschland in sieben von acht untersuchten Arbeitnehmer-Haushaltstypen geringfügig um 1,1 Prozentpunkte. Für die Berechnungen berücksichtigt wurden allgemeine Transferleistungen wie Kindergeld, Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber und absetzungsfähige Pauschalen wie Werbungskosten.
Nicht enthalten sind andere Einkunftsarten wie aus selbstständiger Arbeit oder Vermietung einer Wohnung und bestimmte Steuervergütungen wie die Pendler-Pauschale. Auch Wohngeld und andere Leistungen für Bezieher geringer Einkommen blieben unberücksichtigt.
Quelle: ntv.de