Wegen Folter und Exekutionen Deutschland fahndet nach Assad-Vertrautem
08.06.2018, 17:40 Uhr
Die Gräueltaten von Jamil Hassan sind durch die Bilder des syrischen Militärfotografen "Caesar" dokumentiert.
(Foto: REUTERS)
Es ist der international erste Versuch, ein Mitglied der syrischen Führungselite für Gräueltaten gegen Gefangene zur Rechenschaft zu ziehen: Es ergeht ein internationaler Haftbefehl gegen Luftwaffenchef Jamil Hassan, einen Vertrauten von Präsident Assad.
Generalbundesanwalt Peter Frank hat einem Medienbericht zufolge einen internationalen Haftbefehl gegen einen engen Vertrauten von Syriens Präsident Baschar al-Assad erwirkt. Dem Chef des syrischen Luftwaffengeheimdienstes, Jamil Hassan, würden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, berichtete der "Spiegel" am unter Berufung auf Sicherheitskreise. Er werde weltweit zur Festnahme ausgeschrieben.
Der Vorstoß der deutschen Behörden sei der weltweit erste Versuch, hochrangige Mitglieder der syrischen Führung für Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung und Oppositionelle zur Rechenschaft zu ziehen. Beim Generalbundesanwalt war für eine Stellungnahme zunächst niemand zu erreichen. Der syrische Menschenrechtsanwalt Anwar al-Bunni, der im Namen von in Deutschland lebenden Syrern Klagen gegen Hassan und andere Regierungsvertreter einreichte, bestätigte aber gegenüber Reuters, dass der Haftbefehl erlassen worden sei. "Dies ist ein Sieg für die Gerechtigkeit." Er hoffe, dass als nächstes ein Haftbefehl gegen Assad erwirkt werde.
Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes sollen sich auf mehrere Zeugenaussagen stützen, darunter die eines syrischen Militärfotografen mit dem Codenamen "Caesar". Er habe im Auftrag der syrischen Regierung die Leichen von Gefangenen fotografieren müssen und Zehntausende Fotos als Beweismaterial aus dem Land geschmuggelt.
Hassan gehört laut "Spiegel" zu Assads engsten Beratern. Er habe bereits dessen Vater Hafis gedient. Dem 64-Jährigen würden die systematische Folter und willkürliche Exekutionen von politischen Gefangenen durch seinen Geheimdienst vorgeworfen. Hassans Mitarbeiter sollen dem Bericht zufolge zumindest zwischen Frühjahr 2011 und Sommer 2013 Hunderte Menschen geschlagen, vergewaltigt, gefoltert und ermordet haben. Hassan soll von den Taten gewusst und sie gebilligt haben.
Quelle: ntv.de, fhe/rts