Politik

Kaum noch Vertrauen in Europa Deutschland ist zunehmend isoliert

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(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einer Studie des Pew Research Center sind die Deutschen die Nutznießer der Finanzkrise. In Deutschland sei der Optimismus ungebrochen, während die Stimmung in anderen EU-Ländern am Boden liege. Das schürt Missgunst - und gefährdet den Zusammenhalt Europas.

Europas Bürger glauben nicht mehr an das europäische Projekt. Schuld ist die Wirtschafts- und Währungskrise. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Pew Research Center in Washington. Demnach untergrabe die Schuldenkrise europaweit immer stärker das Vertrauen in die EU. Die schlechte wirtschaftliche Lage führe zugleich zu einer zunehmenden Isolation Deutschlands und wachsenden Unstimmigkeiten zwischen den großen Mitgliedstaaten.

Die US-Forscher hatten für ihre Studie im März rund 7600 Bürger aus acht EU-Staaten befragt. Im Ergebnis sank die Zustimmung der Europäer zum Projekt Europäische Union innerhalb eines Jahres von 60 auf 45 Prozent. Als einen Lichtblick stellen die Autoren das Vertrauen in den Euro heraus, an dem mehr als 60 Prozent der Befragten festhalten wollen.

Für eine Spaltung sorgt der Erhebung nach insbesondere die Sparpolitik in Europa. "Insgesamt unterstreicht die Umfrage 2013 deutlicher als je zuvor die unterschiedlichen Ansichten der Deutschen und der anderen Europäer", resümieren die Autoren. Sie stellen vor allem eine tiefere Kluft zwischen der öffentlichen Meinung in Deutschland und Frankreich fest. "Die Franzosen haben mittlerweile weniger Vertrauen in die Institution der Europäischen Union als die Italiener oder die Spanier."

Keine Vertrauen in die Wirtschaft

Während in Deutschland drei Viertel - 2007 waren es 63 Prozent - der Befragten die wirtschaftlichen Bedingungen als gut beschrieben, waren es in Griechenland nur noch ein, in Italien drei, in Spanien vier und in Frankreich neun Prozent. In Großbritannien gab es einen Einbruch ähnlichen Ausmaßes.

Das Vertrauen in die eigene Regierung ist laut der Umfrage vor allem in Frankreich und den südeuropäischen Krisenländern zurückgegangen. In Frankreich glauben 91 Prozent der Bürger, ihre Wirtschaft befinde sich in einem schlechten Zustand, das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem Präsident François Hollande kommt in der Umfrage nicht gut weg. Mehr als zwei Drittel der Franzosen sind mit seiner Arbeit unzufrieden.

Verbitterung über die Arbeiter der Spitzenpolitiker findet sich überall in Europa. So halten zum Beispiel nur noch 25 Prozent der Italiener das Krisenmanagement ihrer Regierung für zufriedenstellend. Dagegen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ein positives Image. Entgegen der scharfen Kritik an ihrer Sparkurs in vielen EU-Staaten attestieren ihr 74 Prozent der befragten Europäer, dass sie in der Krise gute Arbeit leiste. Im vergangenen Jahr waren es allerdings noch 80 Prozent.

Deutschland nicht gut angesehen

Die Umfrage stellt vor allem die Missgunst der Nachbarn gegenüber Deutschland dar. Nach  Angaben der Pew-Experten äußern sich die Bundesbürger weit zuversichtlicher als viele der anderen Europäer über die wirtschaftliche Lage in der EU, über ihre eigene finanzielle Situation und der Zukunft Europas im Allgemeinen. Dass Deutschland als Gewinner der Krise angesehen werden kann, hatten auch schon andere Umfragen ergeben.

Das Pew Research Center gipfelt in seiner Umfrage darin, dass die Bürger in sechs von acht Umfrage-Staaten die Deutschen für am wenigsten mitfühlend halten. Fünf der acht Nationen halten die Deutschen sogar für die arrogantesten unter allen EU-Staaten. Die Bundesbürger sehen das laut Pew allerdings ganz anders: Sie halten sich von allen EU-Staaten am vertrauenswürdigsten, mitfühlendsten und am wenigsten arrogant.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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