Begehrte Rohstoffe in Kasachstan Deutschland schielt nach Osten
29.08.2012, 07:36 Uhr
Flachwasserzone des Aralsees nahe Aralsk.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Auslandsreisen dienen immer auch der Werbung in eigener Sache. Bundesaußenminister Westerwelle besucht in dieser Woche Kasachstan. Das Land ist reich an Rohstoffen und somit lukrativer Handelspartner. Doch Geschäfte mit Präsident Nasarbajew sind umstritten. Diese Erfahrung macht die Bundesregierung bereits im Februar.

Den Grundstein für die Förderung von Rohstoffen auf kasachischem Boden legten Nasarbajew und Merkel im Februar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Angesichts des rasanten Wachstums aufstrebender Wirtschaftsnationen wird der Kampf um Rohstoffe zusehends härter. Die Rohstoffvorkommen Kasachstans, das Bundesaußenminister Guido Westerwelle besucht, gelten als die fünfgrößten der Erde. Das flächenmäßig neuntgrößte Land der Welt an der Ostküste des Kaspischen Meers, in dem nur rund 15,5 Millionen Menschen leben, ist vor allem reich an Öl, Gas, Gold und Uran.
Aber auch die zur Herstellung von Hochtechnologieprodukten eingesetzten sogenannten seltenen Erden sollen dort in großer Menge vorkommen. Sie werden unter anderem für Smartphones, Windräder und Hybridmotoren benötigt. Derzeit bedient China rund 95 Prozent der weltweiten Nachfrage nach den begehrten Metallen. Diese exklusive Stellung lässt die Preise jedoch in die Höhe schnellen.
Öl-Export in den Westen seit 2006
Die Förderung von Bodenschätzen in Kasachstan hatten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor allem westliche Firmen übernommen. Das Klima verschlechterte sich im Sommer 2007 aber deutlich, als den kasachischen Behörden erlaubt wurde, Verträge mit ausländischen Investoren zu ändern oder zu kündigen. Bereits zuvor düpierte Kasachstan den Nachbarn Russland: Seit dem Jahr 2006 exportiert das Land Erdöl direkt über die Türkei in den Westen.
Einen umstrittenen Schritt, um Deutschland Zugang zu seltenen Erden zu verschaffen, ging die Bundesregierung im Februar. Damals unterzeichneten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik stehende kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew ein Abkommen, das deutschen Firmen die Suche und unter Umständen auch die Förderung der Materialien in dem zentralasiatischen Land erlauben soll.
Menschenrechtsgruppen wie Human Rights Watch und Amnesty International werfen Nasarbajews Regierung schwere Verfehlungen vor. Sie prangerten viele Fälle von Unterdrückung an, etwa bei der Niederschlagung eines Ölarbeiterstreiks im Dezember. Internationale Beobachter kritisierten nach der Parlamentswahl von Mitte Januar Verstöße gegen demokratische Grundprinzipien. Trotzdem galt die von Nasarbajew seit 1991 autoritär regierte ehemalige Sowjetrepublik bislang als das stabilste Land in Zentralasien.
Quelle: ntv.de, AFP