Den baldigen Thronfolger im Schlepptau Deutschlands "Ersatz-Monarchin" kommt
11.04.2011, 12:05 Uhr
Ihr 50. internationaler Staatsbesuch führt sie nach Deutschland: König Beatrix.
(Foto: picture alliance / dpa)
Halb Deutschland mag im royalen Hochzeitsfieber liegen. Doch bevor die Engländer William und Kate vor den Traualtar treten, beschert uns eine Monarchin königlichen Glanz, wie sie "deutscher" kaum sein könnte: Hollands Königin Beatrix.
Großer Hut, dicke Perlenkette und Betonfrisur. Dazu hoheitsvolles "Koninginetjeswinken, wie wir in die Niederlande sagen". Vor fast auf den Tag genau 20 Jahren brachte Hape Kerkelings Beatrix-Parodie vor Schloss Bellevue selbst die Polizei zum Lachen. "Hallo, wir wollen zu die Präsident, lecker Mittagessen." Die echte Monarchin, die nur Minuten später eintraf, soll das nicht so amüsant gefunden haben. Schließlich ist ihr Deutsch makellos. Kein Wunder, wie ein Blick auf ihre Ahnentafel offenbart. Eine "deutschere" Königin als Beatrix gibt es nicht. Nun schaut sie mal wieder vorbei.
Ein bisschen Wehmut dürfte dann mitschwingen, denn dieser 50. internationale Staatsbesuch der Königin wird wohl zugleich ihr letzter in Deutschland sein. Weithin geht man in den Niederlanden davon aus, dass die 73-Jährige den Thron demnächst für ihren Sohn freimacht. Damit die deutschen Nachbarn Hollands königliches Paar in spe noch ein wenig besser kennenlernen können, lässt sich Beatrix auf ihrer mehrtägigen Tour nach Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen von Kronprinz Willem-Alexander und dessen attraktiver argentinischer Gattin Prinzessin Máxima begleiten.
Der Prinz ist reif für den Thron
Für den Wechsel auf dem Oranje-Thron, so wird im Land hinter den Nordsee-Deichen spekuliert, könnte Beatrix bereits Ende des Monats ein Signal geben. Sehr genau wird man auf jedes Wort der Monarchin am 30. April achten, dem Königinnentag. Es ist der Geburtstag ihrer Mutter Juliana (1909-2004), die an eben diesem Tag des Jahres 1980 das Zepter an die damals 42-jährige Beatrix weitergereicht hatte. Willem-Alexander ist nun fast 44, hat seine wilde "Prins Pilsje"-Jahre längst hinter sich und ist nach Meinung der meisten Niederländer reif dafür, als König Willem IV. den Thron zu besteigen.
Damit wird zwar nach mehr als 120-jähriger "Frauenherrschaft" erstmals wieder ein Mann an der Spitze der Oranje-Nassau-Dynastie stehen. Doch an den deutschen Wurzeln und Verästelungen der niederländischen Monarchie ändert das nichts. Schließlich ist Willem-Alexander ein Sohn des im niedersächsischen Hitzacker geborenen Claus von Amsberg (1926-2002), ein Enkel von Bernhard zur Lippe-Biesterfeld (1911-2004) aus Jena sowie ein Urenkel des Herzogs Heinrich zu Mecklenburg aus Schwerin (1876-1934), die alle drei mit niederländischen Königinnen verheiratet waren.
Deutsche Verwandtschaftsbande
Wobei die Ehe Heinrichs mit der späteren Oranier-Queen Wilhelmina (1880-1962) noch Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) eingefädelt hatte. Seit der vor mehr als 90 Jahren abdankte und nach Holland floh, müssen die Deutschen ohne eigene Monarchie zurechtkommen. Das kleine Schloss Huis Doorn bei Utrecht, wo Wilhelm sich im Exil mit täglichem Holzhacken fit hielt, ist vielleicht auch deshalb eines der beliebtesten Reiseziele von Deutschen in Holland.
Ähnlich eng wie bei Willem-Alexander sind natürlich die deutschen Verwandtschaftsbande von Königin Beatrix, was sie wahrlich als eine Art "Ersatz-Monarchin" für Deutsche prädestiniert. Doch die Blaublut-Beziehungen zwischen Deutschen und Niederländern gehen noch weit tiefer. "Wilhelm von Nassau bin ich, von deutschem Blut ..." - so beginnt die niederländische Nationalhymne "Het Wilhelmus", eine der ältesten der Welt. Sie entstand um 1570 zu Ehren Wilhelm von Oraniens - des deutschen Stammvaters des niederländischen Königshauses. 1533 erblickte er als Sohn von Wilhelm von Nassau und Juliana zu Stolberg im hessischen Dillenburg das Licht der Welt.
Kein stressfreies Bündnis
Völlig stressfrei waren die deutsch-holländischen Adelsbündnisse freilich nie. Zu einem echten Problem wurden sie aber mit der Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht Hitler-Deutschlands. Als Beatrix 20 Jahre nach Kriegsende - damals noch Kronprinzessin - den deutschen Diplomaten Claus von Amsberg heiratete, ertönten in Amsterdams Straßen Pfiffe. Vor der Kirche ging eine Rauchbombe hoch.
Doch einige Jahre später hatten die Niederländer Prinz Claus verziehen, dass er Hitlerjunge und Soldat in der Wehrmacht war. Der kluge, stets freundliche, bescheidene und sozial stark engagierte Norddeutsche erwies sich in Umfragen immer wieder als das beliebteste Mitglied der Oranje-Monarchie. Nach der "deutschen" Königin, versteht sich.
Quelle: ntv.de, Thomas Burmeister, dpa