Politik

Sexismus, Plagiat, E-Mail-Affäre Die größten Aufreger des US-Wahlkampfs

Hillary Clintons Wahlkampf ist nicht frei von Affären geblieben.

Hillary Clintons Wahlkampf ist nicht frei von Affären geblieben.

(Foto: AP)

In den USA geht ein außergewöhnlicher Präsidentschaftswahlkampf zu Ende. Insbesondere Donald Trump sorgt über Monate immer wieder für Skandale. Doch auch Hillary Clinton ist in Affären verwickelt, die den Politikbetrieb überschatten.

Mehr als ein Jahr lang liefern sich Donald Trump und Hillary Clinton eine Schlammschlacht um den Einzug ins Weiße Haus. Nun geht der US-amerikanische Präsidentschaftswahlkampf zu Ende. In Erinnerung bleiben verbale Entgleisungen und Affären, die den normalen Politikbetrieb überschatten.

Donald Trump sorgte während des Wahlkampfs für einen Aufreger nach dem anderen.

Donald Trump sorgte während des Wahlkampfs für einen Aufreger nach dem anderen.

(Foto: AP)

Insbesondere Donald Trump macht während des Wahlkampfs mit verbalen Ausrutschern immer wieder auf sich aufmerksam. Es scheint beinahe so, als zählten Beleidigungen und Provokationen zur Taktik des 70-Jährigen. Ziel seiner Attacken sind meist Einwanderer, Muslime und Frauen.

Bereits bei der Verkündung seiner Bewerbung um das Präsidentenamt sorgt Trump im Juni 2015 für den ersten Aufreger, indem er Mexikaner als Drogenhändler und Vergewaltiger beleidigt. Es folgen zahlreiche weitere Auftritte, bei denen er gegen Ausländer hetzt und den Bau einer Mauer entlang der US-mexikanischen Mauer propagiert.

Die Liste der sexistischen Äußerungen Trumps ist allerdings um einiges länger als die der rassistischen Beleidigungen. Nach der ersten TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber im August 2015 wettert Trump gegen die Moderatorin Megan Kelly: "Man konnte sehen, dass Blut aus ihren Augen kam. Blut kam aus wo auch immer."

In einem späteren Auftritt spricht Trump unter anderem über die Länge seine Penis und sein frauenfeindliches Weltbild kristallisiert sich immer mehr heraus. So beleidigt er Frauen wahlweise als "Miss Piggy" (Ex-Miss Universe Alicia Machado) oder als "widerliche Frau" (Herausforderin Hillary Clinton) - Sexismus als Verhaltensmuster.

"Lügen, Lügen, Lügen"

Den größten Aufschrei gibt es indes Anfang Oktober 2016. Als sich die Öffentlichkeit schon fast an die sexistischen Entgleisungen gewöhnt zu haben schien, stellt die "Washington Post" ein Video aus dem Jahr 2005 online, das Trump in heftige Turbulenzen verwickelt. In der Aufnahme ist der damals 59-Jährige zu hören, wie er vulgär über Frauen herzieht. "Als Star kannst du dir alles leisten, du kannst ihnen zwischen die Beine greifen", erklärt er in dem Gespräch, das er später als "Umkleidekabinen-Gerede" abtut. "Pack sie an der Muschi. Du kannst alles machen." Zudem beschreibt er den gescheiterten Versuch, eine verheiratete Frau zum Sex zu bewegen.

Nach der Veröffentlichung des Videos steuert Trumps Wahlkampf auf den Tiefpunkt zu. Der Republikaner verliert die Unterstützung zahlreicher Parteimitstreiter und sackt in den Umfragen ab. Noch tiefer in die Krise gerät er, als ihm mehrere Frauen kurz darauf öffentlich vorwerfen, sie sexuell belästigt zu haben. Von einer Pornodarstellerin bis hin zu einer ehemaligen Mitarbeiterin ist in verschiedenen Medien die Behauptung zu lesen, dass Trump sie gegen ihren Willen begrapscht und geküsst habe. Trump wittert eine Medienkampagne gegen sich und bezeichnet die Vorwürfe als "Lügen, Lügen, Lügen".

Plagiat-Rede von Cleveland

Auch Melania Trump sorgte für einen Aufreger während des Wahlkampfs.

Auch Melania Trump sorgte für einen Aufreger während des Wahlkampfs.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Ende Juli droht Trump, es sich mit US-Kriegsveteranen zu verscherzen, nachdem er über die muslimischen Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten herzog. Die Mutter war während einer Trump-kritischen Rede ihres Mannes still geblieben. Das kommentierte Trump mit den Worten: "Sie hatte nichts zu sagen(...), vielleicht war es ihr nicht erlaubt, etwas zu sagen."

Für einen Aufreger ganz anderer Art sorgt wenige Wochen zuvor nicht Trump, sondern dessen Ehefrau Melania. Auf dem Parteitag der Republikaner in Cleveland hält sie eine Lobrede auf ihren Gatten – und kupfert dabei Passagen der Ansprache aus einer früheren Rede der heutigen First Lady Michelle Obama ab. Zunächst bestreitet Trumps Wahlkampfteam die Vorwürfe, doch dann wird der Fehler eingeräumt. Wie so oft kommt Trump auch in diesem Fall mit einem blauen Auge davon.

Dauerbrenner E-Mail-Affäre

Dass sich Trump im Wahlkampf immer wieder von Rückschlägen erholen kann, liegt mitunter daran, dass auch Hillary Clintons Kampagne nicht frei von Skandalen bleibt. Insbesondere die E-Mail-Affäre belastet die Demokratin. In ihrem Amt als Außenministerin hatte sie von 2009 bis 2013 dienstliche E-Mails über ein privates Konto geschickt - ein Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften. Im Sommer 2015 hatte das FBI die Ermittlungen dazu zunächst abgeschlossen.

Doch im Oktober 2016 kündigt es an, weitere E-Mails untersuchen zu wollen. Knapp 36 Stunden vor Öffnung der ersten Wahllokale wird Clinton vom FBI schließlich entlastet. In der neu entdeckten Korrespondenz hätten Ermittler keine Hinweise auf strafbare Handlungen der Kandidatin gefunden, teilte FBI-Direktor James Comey mit. Auf Ermittlungen könne deshalb verzichtet werden. Was bleibt, ist allerdings ein erheblicher Imageschaden, der Trump in den Umfragen zugutekommt.

Wikileaks-Enthüllungen und Zusammenbruch

Ebenfalls für Aufsehen sorgen regelmäßig die Veröffentlichungen von Wikileaks. Im Juli 2016 stellt die Enthüllungsplattform Tausende E-Mails und Dokumente online, aus denen hervorgeht, dass die Parteiführung bewusst Clintons Konkurrenten Bernie Sanders im Vorwahlkampf benachteiligt hat. Auch Clintons Ehemann Bill wird durch mehrere gehackte Privat-E-Mails ins Zwielicht gerückt. Die Dokumente nähren den Verdacht, dass der Ex-Präsident als Vorsitzender der gemeinsamen Clinton-Foundation Millionen für profitorientierte Tätigkeiten eingenommen hat.

Zudem veröffentlicht Wikileaks im Oktober drei Reden von Hillary aus dem Jahr 2013, die diese bei der Investmentbank Goldman Sachs gehalten hat. Die Vorträge hat sie sich nicht nur teuer bezahlen lassen. Sie äußerte sich darüber hinaus wesentlich marktliberaler als bei späteren Wahlkampfauftritten. Juristisch sind die Inhalte der gehackten Dokumente kaum zu belangen. Dennoch stärken sie die Ansicht vieler Wähler, dass sich die Politikerelite aus nimmersatten und machtbesessenen Personen rekrutiert – eine Argumentation, derer sich Donald Trump stetig bedient.

Einen physischen Tiefschlag erleidet Clinton ausgerechnet in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfs. Bei den Gedenkfeierlichkeiten zum 15. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in New York bricht sie auf dem Weg zu ihrem Auto zusammen. Zuvor war bei der 69-Jährige eine Lungenentzündung diagnostiziert, aber geheim gehalten worden. Die Geheimhaltung sorgt für heftige Kritik in der Öffentlichkeit – und für eine Debatte um Clintons Gesundheitszustand. Insbesondere Trump versucht, beide Themen für sich und seine Kampagne zu verwerten.

Quelle: ntv.de

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