Politik

Kein Importverbot für Bio-Waren EU-Kommission "zufrieden"

Die EU unternimmt wegen des Nitrofen-Skandals keine Schritte gegen Deutschland. Dies teilte die EU-Kommission in Brüssel nach einer Sitzung des Lebensmittelausschusses der Union mit. Schon vor dem offiziellen Ende der Beratungen hatte eine Sprecherin von EU-Verbraucherschutzkommissar David Byrne erklärt: "Die deutschen Maßnahmen sind zufrieden stellend."

Damit ist ein drohendes Vermarktungsverbot für deutsche Bioprodukte vom Tisch. Die EU hatte eine derartige Maßnahme wegen des Verdachts auf eine zweite Quelle der Verseuchung von Futtergetreide mit dem verbotenen Pflanzenschutzmittel erwogen.

Dieser Verdacht hat sich jedoch bislang nicht bestätigt. Sowohl für das Bundesministerium für Verbraucherschutz als auch für die zuständigen Landesbehörden in Mecklenburg-Vorpommern steht fest, dass Nitrofen nur in einer Halle in Malchin in Getreide gelangt ist. Die Quelle der Verunreinigung sei klar identifiziert worden, urteilte auch die EU-Kommission.

Dennoch will sich der Lebensmittelausschuss am Freitag nochmals mit dem Skandal befassen. Die Situation bleibe unter Beobachtung, sagte Byrne. Belgien, das im Alleingang Sanktionen gegen deutsche Bio-Produkte beschlossen hatte, kündigte unterdessen an, diese wieder aufzuheben.

Künast zufrieden

Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) erklärte, sie fühle sich durch die EU-Entscheidung in ihrem Krisen-Management im Nitrofen-Skandal bestätigt. Fachleute ihres Ministeriums hätten in Brüssel dargelegt, dass betroffene Betriebe gesperrt und verdächtige Lebensmittel zurückgerufen worden seien. Die EU-Kommission werde auch weiter über die Erkentnisse in dem Skandal informiert.

Von Seiten der EU-Kommission hieß es, angestrebt werde nun ein gemeinsamer europaweiter Kontrollplan für den Vertrieb von Lebensmitteln. Dies müsse von der Quelle bis zum Verbraucher gelten.

Tierschutzbund erstattet Anzeige

Der Deutsche Tierschutzbund erstattete Strafanzeige gegen den Futtermittelhersteller GS agri. Wer Tierfutter vertreibe, das mit Gift belastet ist, gefährde die Verbraucher und sei für den Tod tausender Tiere verantwortlich, teilte der Verband mit. GS agri steht im Verdacht, wissentlich das mit Nitrofen verseuchte Futter an Öko-Betriebe ausgeliefert zu haben.

Bei den freiwilligen Untersuchungen der Tierfutterhersteller ist nach Angaben des Deutschen Verbands Tiernahrung bislang kein Nitrofen gefunden worden. Bislang seien bundesweit 190 Proben untersucht worden.

In Sachsen-Anhalt wurden 4.100 Hühner auf einem Hof getötet, auf dem in Eiern, Fleisch und Futter Nitrofen nachgewiesen worden war. Die Hamburger Gesundheitsbehörde plant, die Namen von Betrieben und Produkten zu nennen, die von GS agri beliefert wurden. Auch in Berlin wurde inzwischen Nitrofen-belastete Tiernahrung gefunden. Diese soll hauptsächlich an Schweine verfüttert worden sein, die nicht für den Verzehr bestimmt sind.

Putenleberwurst belastet

In Rheinland-Pfalz warnten die Behörden vor dem Verzehr einer Bio-Putenleberwurst, in der deutlich überhöhte Nitrofen-Werte nachgewiesen wurden. Verbraucher sollten auf den Genuss des Produkts der Rheinstettener Firma Bio-Wurstmüller mit dem Haltbarkeitsdatum 06/2003 verzichten.

Das Unkrautvernichtungsmittel Nitrofen ist bei Tieren Krebs erregend und Embryo schädigend. Bei Menschen halten Wissenschaftler das Krebsrisiko im aktuellen Fall für gering.

Quelle: ntv.de

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