Erneute Gefechte um Flughafen EU zieht Mitarbeiter aus Tripolis ab
31.07.2014, 21:00 Uhr
Dicke Rauchwolken über dem brennenden Tanklager in der Nähe des Flughafens.
(Foto: dpa)
Alle wollen an die Macht: In Libyen herrscht das Chaos. Viele Länder, auch Deutschland, haben bereits ihr Personal in Sicherheit gebracht. Auch EU-Mitarbeiter verlassen nun die Hauptstadt Tripolis. In einem Tanklager am Flughafen lodern derweil noch immer die Flammen.
Die Europäische Union zieht wegen der gefährlichen Lage in Libyen ihre internationalen Mitarbeiter vorübergehend aus der Hauptstadt Tripolis ab. Das teilte ein Sprecher der EU-Kommission mit. Grund sei die Verschlechterung der Sicherheitslage in Tripolis. Dies gelte für die EU-Delegation sowie die EU-Grenzschutzmission "Eubam Libya" (EU Border Assistance Mission). "Unsere Kollegen haben die Grenze zu Tunesien am Morgen überquert", sagte der Sprecher.
Wegen der heftigen Kämpfe zwischen bewaffneten Milizen haben bereits Tausende Libyer das Land verlassen. Mehrere Staaten - darunter auch Deutschland - brachten ihre Diplomaten in Sicherheit und forderten ihre Bürger zur Ausreise aus dem nordafrikanischen Land auf. Zuletzt zogen Tschechien und Spanien ihr Botschaftspersonal ab.
Familie stirbt bei Kämpfen
Derweil sind nach zwei Tagen relativer Ruhe in Tripolis neue Kämpfe um den internationalen Flughafen ausgebrochen. Auf dem Gelände seien Granaten und Raketen eingeschlagen, meldete das libysche Nachrichtenportal Al-Wasat. Ein Geschoss habe ein Haus in der Nähe des Flughafens getroffen und eine Familie getötet.
Wegen der Kämpfe mussten Feuerwehrleute ihre Löscharbeiten an einem Benzinlager einstellen. Dort hatten Raketen vor drei Tagen einen Großbrand entfacht. Die rivalisierenden Milizen stoppten danach ihre Angriffe vorübergehend, damit die Feuerwehrleute die Flammen bekämpfen und eine Explosion der Benzintanks verhindern können. Die Gewalt zwischen den rivalisierenden Brigaden war vor fast drei Wochen ausgebrochen, als islamistische Milizen aus der Stadt Misrata den Flughafen attackierten. Dieser steht seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi vor drei Jahren unter Kontrolle von Bewaffneten aus der Stadt Al-Sintan.
Bei den rivalisierenden Gruppen handelt es sich um ehemalige Revolutionsbrigaden, die sich bis heute weigern, ihre Waffen abzugeben. Nach Einschätzung von Experten geht es bei den Kämpfen um den Flughafen auch um die Kontrolle von Schmugglerrouten, durch die sich die Milizen finanzieren. Alle Appelle der Regierung, die Kämpfe einzustellen, sind bisher verhallt.
Der arabische Nachrichtenkanal Al-Arabija meldete zugleich, libysche Flugzeuge hätten mehrere Ziele in der ostlibyschen Stadt Bengasi angegriffen. Dort hatten radikale Islamisten am Dienstag einen wichtigen Stützpunkt einer libyschen Eliteeinheit eingenommen. Diese kämpft seit Wochen eigenmächtig an der Seite des pensionierten Generals Chalifa Haftar gegen die Extremisten.
Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP