Politik

Kritik an SPD-Chef Edathy: "Ich bin nicht pädophil"

Sebastian Edathy - hier bei einer Pressekonferenz im Februar 2013.

Sebastian Edathy - hier bei einer Pressekonferenz im Februar 2013.

(Foto: dpa)

An einem "geheimen Ort" in Südeuropa spricht der ehemalige Bundestagsabgeordnete Edathy erstmals ausführlicher zu den Vorwürfen gegen ihn. Dabei verteidigt er nicht nur sich selbst, sondern kritisiert auch seine Partei.

Der SPD-Politiker Sebastian Edathy hat sich erstmals ausführlicher zu den Vorwürfen geäußert, die gegen ihn erhoben werden: Er bestreitet, pädophil zu sein. Nach eigenen Worten ist er ein Gegner von Kinderpornografie. "Kindesmissbrauch ist verwerflich und ist zu bestrafen", sagte der 44-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Er habe diesen weder begangen noch unterstützt. Sein Fall hatte im Februar die erste große Krise in der schwarz-roten Koalition ausgelöst.

Edathy verteidigte zugleich, dass er Nacktaufnahmen von Kindern und Jugendlichen gekauft hat. "Man muss daran keinen Gefallen finden, man darf es aber." Wenn jemand das nicht gut finde, "kann ich das verstehen", sagte er. In der Kunstgeschichte habe der männliche Akt aber eine lange Tradition, auch der Kinder- und Jugendakt. Der Innenpolitiker, gegen den wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie ermittelt wird, hält sich laut dem Bericht an einem geheimen Ort in Südeuropa auf.

Edathy lehnte eine Entschuldigung ab. Die gekauften Nacktbilder seien nicht illegal. "Ich muss und werde mich für mein Privatleben nicht entschuldigen oder rechtfertigen. Niemand, der sich im privaten Bereich rechtskonform verhält, muss das." Der Schutz der Privatsphäre sei elementar für einen Rechtsstaat.

Der Politiker kritisierte auch SPD-Chef Sigmar Gabriel wegen des gegen ihn angestrengten Partei-Ordnungsverfahrens. Er halte es für problematisch, dass damit ein Ausschluss aus der Partei angestrebt worden sei, obwohl das Ergebnis der Ermittlungen wegen Kinderpornografie überhaupt noch nicht feststehe, sagte er.

Nachbar warnte Edathy vor Rückkehr

Edathy beklagte, er sei in Deutschland gewissermaßen verfemt. "Es ist eine völlig surreale Lage, in der ich bin: Meine Arbeit, meine Privatsphäre und mein Zuhause - alles das ist erst mal weg." Ihm fehle gegenwärtig die Fantasie zu sagen, "was ich wann aus meinem Leben machen kann".

Im "Spiegel"-Gespräch machte der Ex-Abgeordnete deutlich, dass er gern nach Deutschland zurückkehren würde. Ein Versuch sei aber bereits gescheitert. Er habe nach Hause reisen wollen, um einige persönliche Angelegenheiten zu regeln. "Ein Nachbar wies mich darauf hin, dass sich vor dem Haus drei Autos mit Journalisten und zwei mit Neonazis befinden würden. Ich habe auf die Fahrt dann verzichtet", sagte Edathy.

Der Soziologe und Sprachwissenschaftler, dessen Vater in den 60er Jahren aus Indien nach Deutschland kam, hatte Anfang Februar aus gesundheitlichen Gründen nach 15 Jahren sein Bundestagsmandat niedergelegt. Er ist unverheiratet und hat keine Kinder. Bekannt wurde der Innenpolitiker als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses.

Quelle: ntv.de, fma/dpa

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