Chinas Friedensnobelpreisträger Ehefrau Liu Xiaobos festgesetzt
10.10.2010, 21:09 Uhr
Liu Xia darf offenbar ihre Wohnung nicht mehr verlassen.
(Foto: AP)
Die Frau des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo wird offenbar in ihrer Pekinger Wohnung festgehalten. Liu Xia stehe "faktisch unter Hausarrest", teilt die US-Menschenrechtsorganisation Freedom Now mit. Zuvor darf sie ihren Mann im Gefängnis besuchen. Als der Dissident von seiner Ehrung erfährt bricht er in Tränen aus.
Die Behörden in China haben nach Angaben von US-Menschenrechtlern die Ehefrau des frisch ernannten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo festgesetzt. Liu Xia dürfe ihre Wohnung in Peking nicht verlassen und auch nicht ihr Mobiltelefon benutzen, teilte die US-Gruppe "Freedom Now" mit. Sie stehe "faktisch unter Hausarrest", eine Straftat werde ihr aber nicht vorgeworfen. Xia habe zuvor Liu im Gefängnis in Jinzhou besuchen und ihm erzählen dürfen, dass ihm der Friedensnobelpreis zuerkannt worden sei. Der 54-Jährige sei daraufhin in Tränen ausgebrochen und habe erklärt, die Verleihung sei für "die Märtyrer vom Tiananmen".
Freedom Now hat die Informationen nach eigenen Angaben von einem Informanten aus China, dessen Name aber aus Furcht vor dessen Inhaftierung nicht mitgeteilt werde.
Dem inhaftierten Liu war am Freitag trotz scharfer Warnungen der chinesischen Regierung der Friedensnobelpreis zuerkannt worden. Der 54-Jährige sei seit mehr als 20 Jahren ein starker Fürsprecher für den gewaltfreien Kampf für Freiheit und Menschenrechte, hatte das norwegische Nobel-Komitee erklärt. China hatte empört reagiert und die Auszeichnung als ungerechtfertigt verurteilt. Die Beziehungen zu Norwegen seien belastet, hieß es zudem. Der norwegische Botschafter in Peking wurde für einen offiziellen Protest einbestellt.
Liu wurde 2009 inhaftiert und zu elf Jahren Haft verurteilt. Ihm wird zur Last gelegt, Hauptverfasser der Charta 08 zu sein - einem Manifest chinesischer Intellektueller und Bürgerrechtler, in dem Redefreiheit und freie Wahlen gefordert werden. Der frühere Literaturprofessor wurde bekannt als einer der Anführer des Hungerstreiks während der Studentenproteste auf dem Platz des himmlischen Friedens - dem Tiananmen-Platz - 1989 in Peking.
"Nichts davon wird in der Presse berichtet"
Die chinesische Polizei hatte am Freitagabend nach Angaben von Menschenrechtlern in Peking, Shanghai und anderen Städten bei Feiern anlässlich der Auszeichnung Lius mehrere Dutzend Menschen festgenommen. "Dies verursacht der Regierung große Kopfschmerzen", sagte der bekannte Menschenrechtsanwalt Teng Biao. "Sie will nicht, dass die Menschen von dieser Geschichte erfahren. Nichts davon wird in der Presse berichtet."
Sieben chinesische Intellektuelle gratulierten Liu in einem offenen Brief zu seiner Auszeichnung, die sie als Zeichen der Hoffnung und der Unterstützung für einen friedlichen Wandel in China bezeichneten. In dem Schreiben, das auf einer Internetseite im Ausland veröffentlicht wurde, riefen sie die Regierung zu konkreten Reformen auf, um eine gewaltsame Revolution zu vermeiden. Zu den Unterzeichnern gehören der Umweltaktivist Dai Qing und der Wirtschaftswissenschaftler Mao Yushi.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts