Zweite Islamkonferenz startet Ein Stuhl bleibt leer
17.05.2010, 09:55 Uhr
In Deutschland leben schätzungsweise vier Millionen Muslime - die genaue Zahl ist unbekannt. Knapp die Hälfte hat die deutsche Staatsangehörigkeit.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die zweite Islamkonferenz steht unter schlechtem Vorzeichen: Ein Verband wurde ausgeladen, ein weiterer sagte ab. Innenminister de Maizière signalisiert den Muslimen Entgegenkommen: Die Bekämpfung von Islamfeindlichkeit sei ein wichtiges Anliegen der Islamkonferenz.
Die zweite Deutsche Islamkonferenz ist am Vormittag in Berlin zusammengekommen. Nach der konstituierenden Sitzung soll das Arbeitsprogramm diskutiert und beschlossen werden. Es ist das erste Treffen unter der Leitung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Die Islamkonferenz war 2006 vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen worden, um die Integration der in Deutschland lebenden Muslime zu verbessern.

Innenminister Thomas de Maizière im Gespräch mit der Rechtsanwältin Gönül Halat-Mec.
(Foto: REUTERS)
Nach der Bundestagswahl hatte de Maizière die Konferenz inhaltlich und personell neu aufgestellt - und damit für Ärger gesorgt. Der Islamrat darf nicht mehr teilnehmen, weil strafrechtliche Ermittlungen gegen hohe Funktionäre seines größten Mitglieds Milli Görüs laufen. Milli Görüs wird auch vom Verfassungsschutz beobachtet. Nach langem Hin und Her hatte schließlich der Zentralrat der Muslime seine Teilnahme kurzfristig abgesagt. Er begründete das mit dem Ausschluss des Islamrates. Zudem bemängelt der Zentralrat, dass das Thema Islamfeindlichkeit nicht angemessen behandelt werde.
"Konferenz unter schlechtem Stern"
Damit nehmen an der Islamkonferenz nur zwei der großen vier islamischen Verbände teil, die Türkisch-Islamische Union Ditib und der Verband der islamischen Kulturvereine. Insgesamt besteht die Konferenz aus 17 staatlichen und 17 muslimischen Vertretern.
Kurzfristig hinzugenommen wurden noch der Zentralrat der Marokkaner und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken. Der für den Zentralrat der Muslime reservierte Stuhl bleibt vorerst leer. Zehn verbandsunabhängige muslimische Einzelpersonen nehmen Platz, etwa die Rechtsanwältin Gönül Halat-Mec oder der Soziologe Turgut Yüksel. Nur rund 20 Prozent der Muslime in Deutschland sind religiös orientiert - das soll sich im Gremium widerspiegeln.
"Die Konferenz steht unter einem schlechten Stern, seit Thomas de Maizière übernommen hat", meint Grünen-Chef Cem Özdemir. Der Innenminister habe das Thema heruntergestuft, weil es auf diesem "steinigen Feld" viel Ärger, aber wenig Lorbeeren zu gewinnen gebe.
De Maizière nennt Kampf gegen Islamfeindlichkeit wichtig
In einem Interview kurz vor Beginn der Konferenz bezeichnete de Maizière die Bekämpfung von Islamfeindlichkeit und den Einsatz für Toleranz gegenüber Muslimen als wichtige Anliegen der Islamkonferenz. "Ein Thema, das wir in der zweiten Phase der Islamkonferenz besprechen werden, ist daher auch, wie Toleranz gegenüber Muslimen gefördert und Vorurteilen gegen Muslime vorgebeugt werden kann", sagte der Minister. Als "ein zentrales Anliegen von muslimischen Vertretern in der Islamkonferenz" habe er dies gerne ins Arbeitsprogramm aufgenommen.
De Maizière hatte angekündigt, die Islamkonferenz solle künftig stärker praxisorientiert arbeiten. Themen sollen unter anderem der islamische Religionsunterricht, die Ausbildung von Religionslehrern sowie der Umgang mit Islamismus sein.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP