Durchbruch bei Metallern Einigung im Tarifkonflikt
15.05.2002, 00:07 UhrArbeitgeber und Gewerkschaften in Baden-Württemberg haben sich auf eine Lohn- und Gehaltsanhebung von 4,0 Prozent von Juni 2002 an geeinigt. Vom 1. Juni dieses Jahres an steigen die Löhne und Gehälter um 4,0 Prozent, vom 1. Juni 2003 an um weitere 3,1 Prozent. Das bestätigten die beiden Verhandlungsführer, der baden-würtembergische IG-Metall-Bezriksleiter Berthold Huber und der Südwestmetall-Vorsitzende Ortmar Zwiebelhofer in Böblingen.
Der neue Tarifvertrag soll rückwirkend vom 1. März 2002 bis zum 31. Dezember 2003 gelten und hat damit eine Laufzeit von 22 Monaten. Für die Monate März und April 2002 gibt es keine Lohnerhöhung, für den Mai eine Einmalzahlung von 120 Euro. Außerdem soll ein gemeinsamer Entgeltrahmentarifvertrag (ERA) zur Angleichung der Einkommen von Arbeitern und Angestellten abgeschlossen werden. Zur Finanzierung wird ein Teil der Lohnerhöhungen reserviert.
"Wir sehen unsere Zielsetzungen erfüllt", sagte Huber. Zwiebelhofer sagte, die Vier vor dem Komma sei für die Arbeitgeber akzeptabel, weil die Kostenbelastung für die Unternehmen auf Grund der langen Laufzeit niedriger ausfalle.
Plädoyer für bundesweite Übernahme
Die IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wollen nach Angaben von Gewerkschaftschef Klaus Zwickel am morgigen Donnerstag über eine bundesweite Übernahme des Südwest-Abschlusse verhandeln. Beide Seiten hätten vereinbart, Gespräche darüber zu führen, sagte Zwickel in Böblingen. Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser sagte, er werde dem Vorstand des Arbeitgeberverbandes vorschlagen, den Südwest-Abschluss bundesweit zu übernehmen.
Der rheinland-pfälzische IG-Metall-Bezirksleiter Klaus Mehrens bezeichnete den Pilotabschluss von Baden-Würtembergberg ebenfalls als vorzeigbar. Er gehe davon aus, dass der Abschluss auch im Bezirk Saarland/Rheinland-Pflaz/Hessen und Thüringen übernommen werde, so Mehrens im SWR.
Die Arbeitgeber hatten zuletzt 3,3 Prozent mehr Geld für 13 Monate sowie eine Einmalzahlung von 190 Euro angeboten. Die Gewerkschaft fordert offiziell 6,5 Prozent. Zur Höhe eines möglichen Abschlusses brachte der stellvertretende IG-Metall-Chef Jürgen Peters 3,8 Prozent ins Gespräch.
Schröder: "Die Vernünftigen haben sich durchgesetzt"
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) begrüßte den Tarifabschluss als verantwortungsvoll. Er zeige, dass man auf die Tarifautonomie von Arbeitgebern und Gewerkschaften vertrauen können, so der Kanzler am Mittwochabend. Der Aufschwung in der Bundesrepublik sei durch den Abschluss unverkennbar gestärkt worden. "Die Vernünftigen in beiden Lagern haben sich durchgesetzt."
Streiks in Berlin-Brandenburg gehen weiter
Trotz der Einigung in der Metallindustrie in Baden-Würtemberg sollen die Streiks in der Region Berlin-Brandenburg auch am Donnerstag fortgesetzt werden. Streikleiter Hasso Düvel erklärte, das Ergebnis von Böblingen bedeute keine Entwarnung für Berlin-Brandenburg. Für eine mögliche Übernahme des Ergebnisses von Baden-Würtemberg seien regionale Verhandlungen nötig. Einen Termin dafür gebe es noch nicht.
Quelle: ntv.de