Schmuggler statt PKK-Kämpfer getötet Erdogan bedauert Luftangriff
30.12.2011, 14:01 Uhr
Bei den Protesten in Istanbul.
(Foto: dpa)
Nach dem Luftangriff der türkischen Armee im kurdisch dominierten Grenzgebiet zum Irak mit mindestens 35 Toten schlägt der Regierung in Ankara eine Protestwelle entgegen. Die PKK ruft das kurdische Volk zu einem "Aufstand" auf. Regierungschef Erdogan gerät in Bedrängnis und nennt der Vorfall "bedauerlich".
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat den Tod von 35 Zivilisten im kurdisch dominierten Gebiet an der Grenze zum Irak durch einen Luftangriff bedauert. Der Vorfall sei "bedauerlich und betrüblich", sagte er in Istanbul in seiner ersten öffentlichen Reaktion auf den Vorfall vom Mittwochabend. Mittels Drohnen übertragene Bilder hätten eine Gruppe von rund 40 Menschen gezeigt. "Es war unmöglich, zu sagen, wer sie sind." Erst später habe sich herausgestellt, dass es sich um Schmuggler gehandelt habe, die auf Maultieren Zigaretten und Benzin transportiert hätten. Erdogan sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
waren mindestens 35 Menschen getötet worden. Das türkische Militär sprach von einem Einsatz gegen Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die türkische Regierungspartei AKP brachte hingegen ein mögliches Versehen ins Spiel. Die PKK rief das kurdische Volk zu einem "Aufstand" auf.
Bereits am Donnerstag hatte es unter anderem in Istanbul wegen des tödlichen Vorfalls Demonstrationen tausender Kurden gegen die türkische Regierung gegeben. In Uludere nahe der Grenze zum Irak protestierten auch am Freitag erneut mehrere Einwohner und riefen "Verdammt seist du, Erdogan" und "Auch du wirst eines Tages unseren Schmerz empfinden". In der Stadt wurden die Leichen nach dem Angriff obduziert.
Die schwer zugängliche Bergregion entlang der Grenze zum Irak gilt als Rückzugsgebiet der PKK. Kämpfer der Arbeiterpartei sind in den vergangenen Jahren immer wieder aus dem Nordirak in die Türkei eingedrungen. Die türkische Armee fliegt dort immer wieder Angriffe auf Rebellenstützpunkte. Die PKK kämpft seit dem Jahr 1984 gegen den türkischen Staat und für Unabhängigkeit oder größere Autonomie der Kurdengebiete. In dem Konflikt kamen seither rund 45.000 Menschen ums Leben.
Quelle: ntv.de, AFP