Türkei verabschiedet umstrittene Justizreform Erdogan darf Richter kontrollieren
15.02.2014, 11:02 Uhr
Vor der Abstimmung kündigte er an, die kontroversesten Stellen aus dem Gesetz zu streichen: Ministerpräsident Erdogan.
(Foto: REUTERS)
Es war eine Debatte mit Handgreiflichkeiten. Dann wurde der Gesetzesentwurf angenommen: Die türkische Regierung hat jetzt unter anderem das letzte Wort bei der Ernennung von Staatsanwälten. Ein Zusammenhang mit dem Korruptionskandal liegt nah.
Das türkische Parlament hat nach Angaben aus Parlamentskreisen eine umstrittene Reform der Justiz verabschiedet, mit der die Regierung größeren Einfluss bei der Ernennung von Richtern und Staatsanwälten erhält. Der Gesetzesentwurf wurde offenbar nach einer kontroversen Debatte von den Abgeordneten angenommen. Er sieht unter anderem vor, den Hohen Richterrat, ein unabhängiges Justizkontrollgremium, stärker politisch zu kontrollieren.
Bei der Debatte im Parlament gab es wiederholt Handgreiflichkeiten zwischen Abgeordneten von Regierung und Opposition. Die Opposition hatte das Gesetz, das dem Justizministerium das letzte Wort bei der Ernennung von Staatsanwälten einräumt, als Versuch der Regierung kritisiert, die gegen sie laufenden Justizermittlungen zu ersticken. Vor der Abstimmung hatte Ministerpräsident Erdogan angekündigt, die kontroversesten Stellen zu entschärfen.
Die Türkei wird seit Dezember von einer Korruptionsaffäre erschüttert. Im Visier der Ermittler stehen dabei Gefolgsleute Erdogans. Der Ministerpräsident sieht in den Vorwürfen den Versuch, seine Regierung zu stürzen. Ankara hat als Reaktion auf die Ermittlungen tausende Polizisten, Richter und Staatsanwälte ihrer Posten enthoben.
Quelle: ntv.de, asc/AFP