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Kalaschnikow und Granate Ermittler finden Kriegswaffen bei RAF-Terroristin Klette

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Daniela Klette stand mit dem Hinweis "gefährlich" lange oben auf der Liste der meistgesuchten Menschen Europas.

Daniela Klette stand mit dem Hinweis "gefährlich" lange oben auf der Liste der meistgesuchten Menschen Europas.

(Foto: privat)

Nach der Festnahme der RAF-Terroristin Daniela Klette fördern die Ermittler ein immer größeres Waffenarsenal zutage. Neben Munition, Pistolenmagazinen und einer Granate werden nun auch schwere Kriegswaffen in ihrem Wohnhaus in Berlin entdeckt. Gefahndet wird weiterhin nach Klettes Komplizen.

Ermittler haben im Wohnhaus der RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin unter anderem Sprengmittel, mehrere Waffen und eine Panzerfaustgranate gefunden. Darunter seien eine Kalaschnikow, eine Maschinenpistole und eine Kurzwaffe samt Munition, teilten das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden mit. Experten transportierten die Granate und Sprengmittel mithilfe einer speziellen Technik ab, hieß es weiter. Die gefährlichen Funde seien an einem gesicherten Ort unschädlich gemacht worden.

Die Ermittler haben noch keine Erkenntnisse über einen möglichen früheren Einsatz der sichergestellten Kalaschnikow. "Das ist jetzt aktuell Gegenstand von Ermittlungen", sagte LKA-Sprecher Philipp Hasse in Hannover auf die Frage, ob es schon ein Vergleichsergebnis gebe mit der eingesetzten Kalaschnikow bei früheren Überfällen. Auch habe sich Daniela Klette bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. "Nein, wir haben keine Sacheinlassung", hieß es bei einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Verden und des Landeskriminalamts Niedersachsen.

Das siebengeschossige Gebäude in Berlin-Kreuzberg war am Mittwochabend von der Polizei geräumt worden. Später mussten auch einige Bewohner eines weiteren Hauses ihre Wohnungen verlassen. Die Straße war komplett gesperrt. Erst am frühen Donnerstagmorgen wurde die Sperrung aufgehoben. Bei der Durchsuchung der Wohnung von Klette sind Waffen, Pistolenmagazine und Munition gefunden worden.

Mittwochabend hatten Kriminaltechniker eine Granate aus dem Haus gebracht, am Donnerstagmorgen wurde ein weiterer möglicherweise gefährlicher Gegenstand herausgetragen und in ein Spezialfahrzeug verladen. Später folgte ein drittes Fundstück, wie Reporter beobachteten. Die Ermittler gaben zunächst nur wenige Informationen heraus, auch weil nach Klettes RAF-Komplizen Ernst-Volker Staub oder Burkhard Garweg weiter mit Hochdruck gefahndet wird.

LKA fahndet nach Klettes Komplizen

Das LKA intensivierte unterdessen in und um Berlin die Fahndungsmaßnahmen nach den beiden weiterhin gesuchten früheren RAF-Mitgliedern Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub, mit denen zusammen Klette die Überfälle verübt haben soll. Die Ermittler vermuten demnach, dass sich die beiden Gesuchten in Berlin aufhalten könnten.

Nach der Ergreifung Klettes nahmen Ermittler aufgrund weiterer nicht näher genannter Hinweise in Berlin außerdem einen weiteren Verdächtigen fest, der in einem ähnlichen Alter wie die gesuchten Staub und Garweg ist. Nach einer Abklärung durch "umfangreiche polizeiliche Maßnahmen" sei dieser wieder aus dem Gewahrsam entlassen worden, erklärte das LKA in Hannover am Dienstag. Weitere Angaben mache die Polizei "zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte des Manns" nicht. Eine dritte Festnahme wurde nicht bestätigt.

Inbegriff von Terror und Mord

Die frühere RAF-Terroristin Klette war am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Sie war 30 Jahre untergetaucht und soll mit einer falschen Identität jahrelang in der Hauptstadt gelebt haben. Der Name, den sie benutzt haben soll, findet sich allerdings nicht auf dem Klingelschild am Eingang des unauffälligen Mietshauses.

Gegen Klette liegen laut Bundesanwaltschaft weiterhin Haftbefehle vor. Ermittelt werde gegen sie wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und versuchten Mordes bei Taten Anfang der 90er-Jahre. In Untersuchungshaft sitzt die 65-Jährige derzeit aber wegen sechs bewaffneter Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zwischen 1999 und 2016.

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Konkret sollen Klette, Staub und Garweg laut Staatsanwaltschaft Verden für Taten in Stuhr, Wolfsburg, Hildesheim, Cremlingen, Bochum und Duisburg verantwortlich sein. Dem Trio wird dabei auch versuchter Mord vorgeworfen, weil auch Schüsse bei Überfällen gefallen sein sollen.

Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschlands. Garweg, Klette und Staub gehören zur sogenannten dritten Generation der RAF. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.

Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP

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