Politik

Maximal zwei Grad mehr Europa macht Druck auf G8

Europa will trotz erheblicher Widerstände beim G8-Gipfel in Italien anspruchsvolle Klimaziele durchsetzen.

Barroso

Barroso

(Foto: REUTERS)

Die Erderwärmung müsse auf maximal zwei Grad Celsius im Vergleich zur Temperatur am Beginn der Industrialisierung begrenzt werden, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel. Der deutsche G8-Unterhändler Bernd Pfaffenbach zeigte sich optimistisch, dass dies auf dem Treffen in L'Aquila mitten im italienischen Erdbebengebiet gelingen könne. Hilfsorganisationen warnten indes davor, in der Finanz-und Wirtschaftskrise die ärmsten Länder der Welt aus dem Blick zu verlieren. Die Globalisierungskritiker von Attac rechneten diesmal nicht mit großen Protesten.

Klimaziele umstritten

Nach den Worten Barrosos wollen die Europäer in der Klimapolitik zudem das Ziel bekräftigen, "die Emissionen weltweit um 50 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern". Beide Ziele sind umstritten: Vor allem Japan, Russland und Kanada haben Bedenken, sich so weitgehend zu verpflichten. Vor allem muss aber auch eine Verständigung mit den großen Schwellenländern wie China und Indien gefunden werden, die der Meinung sind, dass sie einen geringeren Beitrag als die alten Industrieländer leisten müssten.

Pfaffenbach zeigte sich dennoch optimistisch: Es gehe darum, das Rad nach den letzten G8-Gipfeln noch einmal ein bisschen weiterzudrehen, sagte er dem Sender SWR2. Dafür seien die Schwellenländer besonders wichtig, meinte Pfaffenbach mit Blick auf den Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember, auf dem ein Folgeabkommen für das Kyoto-Abkommen beschlossen werden soll. "Die G8 müssen aus deutscher Sicht ­ und ich denke, dass wir das hinkriegen werden ­ eine Führungsrolle übernehmen in dieser Diskussion. Und dann muss das Ergebnis von den anderen zumindest in ähnlicher Form mitgetragen werden."

Die Klimapolitik der USA gehe bemerkenswert nach vorne. Bei der Frage, welches Basisjahr man für die CO2-Reduktion zugrunde lege, ob 1990 oder wie die USA 2005, sagte Pfaffenbach. Es sei nicht ausgeschlossen, dass man unterschiedliche Basisjahre akzeptiere, "dann aber doch die Erwartung zum Ausdruck bringt, dass man später sich umso mehr anstrengt, um die Anstrengungen wieder vergleichbar zu machen".

Diskussion über iranisches Atomprogramm

Auf dem G8-Gipfel wollen die Staats- und Regierungschefs am Mittwoch neben der Klimapolitik vor allem über die internationalen Krisen beraten, vor allem über die Linie zur Verhinderung einer iranischen Atombombe. Schon am zweiten Tag werden die Staats- und Regierungschefs der aufstrebenden Wirtschaftsmächte China, Indien, Brasilien, aber auch von Mexiko und Südafrika hinzukommen.

Der Kreis wird dann noch einmal bei den Gesprächen über den Klimaschutz erweitert werden. Am Schlusstag kommen noch Vertreter vieler afrikanischer Länder hinzu, darunter auch Libyens Regierungschef Präsident Muammar al-Gaddafi, der lange auf internationalem Parkett isoliert war und gegenwärtig den Vorsitz der Afrikanischen Union innehat.

Die Armen nicht aus dem Blick verlieren

Der italienische Ministerpräsident Berlusconi freut sich über die Vereinbarung der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit mit Chinas Staatschef Hu.

Der italienische Ministerpräsident Berlusconi freut sich über die Vereinbarung der wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit mit Chinas Staatschef Hu.

(Foto: REUTERS)

Die globalisierungskritische Hilfsorganisation Oxfam appellierte, die ärmsten Länder nicht aus dem Blick zu verlieren. "Wir brauchen nicht nur ein Konjunkturprogramm für die reichen Länder, sondern wir brauchen auch eines für die armen Länder", verlangte Jörn Kalinski von der Organisation in einem Gespräch mit der Deutschen Presse- Agentur dpa. "Gerade die ärmsten Länder sind viel stärker von der Krise betroffen als wir." Dabei hätten sie die Krise nicht verursacht. Deshalb seien die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G8) jetzt ein Stück weit zur Hilfe verpflichtet.

Attac rechnet nicht mit großen Protesten

Attac hält den beginnenden G8-Gipfel für ein Auslaufmodell. Deswegen seien auch keine Proteste geplant, sagte Hendrik Auhagen, Mitglied des Koordinierungskreises der Globalisierungskritiker, im Deutschlandradio Kultur. Die Beteiligten selbst würden den Gipfel nicht besonders ernstnehmen, und ohne China würden keine gravierenden Beschlüsse bezüglich des Finanzsystems gefasst, sagte Auhagen weiter. Der eigentlich wichtige Gipfel sei das G20-Treffen im Herbst in Pittsburgh.

Auf dem Gipfel in Italien wird auch die Wirtschaftskrise eine Rolle spielen, ohne dass hier weitgehende Beschlüsse zu erwarten sind. Barroso forderte, die internationale Gemeinschaft dürfe im Kampf gegen die Krise nicht nachlassen.

Quelle: ntv.de, dpa

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