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Kreml darf man nicht "belohnen" Ex-Brigadegeneral warnt vor weiterer russischer Invasion

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Wenn Moskau den Krieg mit einem "günstigen Ergebnis" beendet, wird Russland "in der Lage sein, seine Streitkräfte wiederherzustellen".

Wenn Moskau den Krieg mit einem "günstigen Ergebnis" beendet, wird Russland "in der Lage sein, seine Streitkräfte wiederherzustellen".

(Foto: Alexander Polikarkin/Russian Defense Ministry Press Service via AP)

Dreieinhalb Jahre schon führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Sollten die Sanktionen eines Tages fallen und der Kreml wieder mehr Geld haben, wird das für Europa zum Risiko, ist sich der österreichische Ex-Brigadegeneral Karner sicher. "Deshalb ist der Verlauf dieses Krieges so entscheidend."

Russland könnte zu einer noch größeren Gefahr werden und ein weiteres Land in Europa überfallen. Das sagte der Militärexperte und pensionierte Brigadegeneral des österreichischen Bundesheeres, Gerald Karner, in einem Interview bei Ukrinform. "Ein solches Risiko besteht, wenn Russland als Sieger aus dem Krieg gegen die Ukraine hervorgeht."

Wenn Moskau den Krieg mit einem für den Kreml "günstigen Ergebnis" beendet, "wird die Russische Föderation in der Lage sein, ihre Streitkräfte wiederherzustellen", sagte Karner. Unter einem "günstigen Ergebnis" versteht er etwa die Aufhebung der Sanktionen und die Wiederherstellung der Staatseinnahmen. Von neuen Angriffen könnten seiner Ansicht nach die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen oder auch Polen betroffen sein.

"Deshalb ist der Verlauf dieses Krieges so entscheidend", sagte Karner weiter. "Wenn Russland 'trocken aus dem Wasser kommt', wird es eine direkte Bedrohung für die Sicherheit ganz Europas darstellen."

Man dürfe bei diesem Szenario die Suwalki-Lücke nicht außer Acht lassen, gab Karner zu bedenken. Das ist der schmale Korridor, der die Natostaaten im Nordosten Europas verbindet. Lediglich 104 Kilometer halten Polen und Litauen zusammen. Die Distanz zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Belarus ist an keiner anderen Stelle geringer.

Karner: Kreml schon seit den 2010er Jahren im Krieg mit Europa

Und schon jetzt zielt Moskau auf Europa ab. "Wir sind schon seit geraumer Zeit mit der Form des hybriden Krieges konfrontiert", sagt Karner. "Wenn wir Wahleinmischung, destabilisierende Aktionen und Desinformationskampagnen berücksichtigen, dann begann ein solcher Krieg tatsächlich bereits in den 2010er Jahren - spätestens 2014/2015. In den letzten Jahren hat er sich jedoch merklich verschärft." Europa hätte darauf schon "früher und entschlossener reagieren müssen, insbesondere was die Information der eigenen Bevölkerung betrifft".

Ein Lob für einen europäischen Staat hat der 70-Jährige aber doch. Nach den Luftraumverletzungen, insbesondere durch eine Vielzahl an Drohnen über Polen, sprach der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski eine deutliche Warnung aus: "Sollte der Luftraum erneut verletzt werden - sei es durch ein Flugzeug oder eine Drohne -, wird das Objekt abgeschossen. Die Warnung wurde ausgesprochen, und danach kann sich Russland nicht mehr bei der Uno beschweren. Das ist die richtige Sprache. Das ist die, die Russland versteht", resümierte der ehemalige Brigadegeneral.

Der Österreicher mahnte an: "Wir haben zu lange so getan, als wäre der Krieg irgendwo weit weg und würde uns nur etwas angehen, weil wir die Ukrainer mögen." Dem sei jedoch nicht so, wie sich zeige. "Dies ist ein existenzieller Konflikt, der möglicherweise auch für uns existenziell ist: Russland bedroht uns jetzt weniger physisch, untergräbt aber unsere Lebensweise, unsere demokratischen Werte und unsere Freiheiten."

Quelle: ntv.de, mpa

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