Politik

Umgang mit China Exil-Tibeter beraten

Mehr als 600 Exil-Tibeter haben in der nordindischen Stadt Dharamsala mit Beratungen über Strategien für den weiteren Umgang mit der chinesischen Regierung begonnen. "Wir glauben, dass dieses Treffen als wichtiges Ereignis in unsere Geschichte eingehen wird", sagte der Premierminister der tibetischen Exil-Regierung, Samdhong Rinpoche, zum Auftakt. Die chinesischen Repressionen gegen Tibet und die Tibeter hätten zugenommen. "Es gibt keine Anzeichen für eine Wandlung zum Positiven." Der Dalai Lama, der selber nicht an den sechstägigen Gesprächen teilnehmen will, hatte das Sondertreffen angesichts der festgefahrenen Verhandlungen mit Peking einberufen.

"Jetzt ist die Zeit für alle Tibeter gekommen, über ihre Sorgen zu diskutieren und ihre Meinungen auszutauschen", sagte Rinpoche. Ziel sei eine offene Diskussion. Das Treffen solle Kritikern der Politik der Exil-Regierung eine Plattform bieten. Ein Politikwechsel müsse vom gesamten Volk bestimmt werden. "Welche Haltung zur Zukunft Tibets auch entschieden werden mag, sie sollte ein klares Mandat des Volkes haben. Die vereinten Bemühungen der Tibeter sollten auf der internationalen Bühne sichtbar sein."

Offizielle Gespräche gescheitert

Erst kürzlich waren die Gespräche zwischen China und Gesandten des Dalai Lama über den künftigen Status Tibets offiziell für gescheitert erklärt worden. Die Beratungen hätten keine Fortschritte gebracht, teilte die Kommunistische Partei mit, es bestünden weiter "ernsthafte Differenzen". Die chinesischen Unterhändler hätten in den Gesprächen bekräftigt, dass "die Einigung des Vaterlands" sowie die "territoriale Integrität" für das Volk "von größtem Interesse" seien, erklärte KP-Vertreter Zhu Weiqu in Peking. In diesen Punkten werde es "niemals Zugeständnisse" geben. Zuvor hatte bereits der Dalai Lama seine Bemühungen um eine größere Autonomie Tibets für gescheitert erklärt.

Dalai Lama will Autonomie, keine Abspaltung

Der Dalai Lama setzt sich seit seiner Flucht ins Exil im Jahr 1959 für eine "bedeutsame Autonomie" der Himalaya-Region ein. Peking wirft ihm vor, eine vollständige Unabhängigkeit Tibets anzustreben. Die Spannungen zwischen der chinesischen Regierung und Tibetern hatte im März einen Höhepunkt erreicht, als es nach friedlichen Protesten von Mönchen zum Jahrestag des Aufstands gegen die Chinesen 1959 zu blutigen Unruhen gekommen war. Bei der Niederschlagung der anti-chinesischen Proteste kamen nach Angaben der tibetischen Exilregierung mehr als 200 Menschen ums Leben. Verhandlungen über den Status Tibets führen Unterhändler des Dalai Lama und der Regierung in Peking seit 2002.

Nach den Unruhen in Tibet im März hatte die chinesische Führung auf internationalen Druck hin Gespräche mit Abgesandten des Dalai Lama aufgenommen. China verlangt ein Bekenntnis, dass Tibet untrennbar zu China gehört, und wirft dem Dalai Lama vor, das Hochland abspalten zu wollen. Doch der Dalai Lama verfolgt nach eigenen Beteuerungen nur eine religiöse und kulturelle Autonomie.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen