Kontakt zu Wiener Islamisten Festnahme in Kanada
13.09.2007, 22:38 UhrIm Zusammenhang mit der Festnahme von drei Terrorverdächtigen in Wien ist in Kanada ein Mann afrikanischer Herkunft verhaftet worden. Der Mann habe mit den Österreichern, die möglicherweise auch Verbindungen zu den Entführern zweier Deutscher im Irak hatten, sehr engen und verschlüsselten Internet-Kontakt gehabt, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf das Innenministerium. Dies zeige, dass die Männer nicht nur in Österreich aktiv waren, sondern dass es auch eine internationale Vernetzung zu El Kaida gegeben habe.
Der Mann war bereits am Mittwoch in der Provinz Quebec festgenommen, wie der Sprecher des Wiener Innenministeriums, Rudolf Gollia, mitteilte. Offenbar bereitete er gerade seine Ausreise aus Kanada vor. Die österreichischen Behörden waren über einen Internet-Hinweis der Verhafteten auf den Mann aufmerksam geworden und hatten vor der Festnahme eng mit ihren kanadischen Kollegen zusammengearbeitet.
Zuvor waren in Österreich zwei Männer und eine Frau im Alter von 20 bis 26 Jahren festgenommen worden. Vorausgegangen war eine monatelange Beobachtung im Zusammenhang mit Videodrohungen islamistischer Extremisten gegen Deutschland und Österreich. Sie sollen enge Verbindungen zu islamistischen Terrorgruppen unterhalten haben, wie das US-Forschungsinstitut SITE Intelligence Group erklärte. Einer der Verdächtigen war ein führendes Mitglied der Globalen Islamistischen Medienfront, einer Propagandatruppe der El Kaida. Diese sei "immer stärker in terroristische Akte verwickelt", erklärte das auf die Beobachtung von El-Kaida-Botschaften spezialisierte Institut in Washington. Der gleiche Verdächtige soll auch eng mit den Entführern des im März im Gazastreifen verschleppten BBC-Reporters Alan Johnston zusammengearbeitet haben, einer Gruppe namens Armee des Islams.
Möglicherweise Verbindung zum Irak
Zwischen den drei in Wien festgenommenen Islamisten und den Entführern von zwei Deutschen im Irak gibt es möglicherweise eine Verbindung. Die drei muslimischen Österreicher hätten über das Thema in Internetforen debattiert, so das österreichische Innenministerium. Ob sie direkten Kontakt zu den Entführern hatten, sei noch unklar. Einer der Festgenommenen hatte sich nach Angaben des Innenministeriums 2003 im Irak aufgehalten.
Die Wiener Zeitung "Kurier" berichtete zuvor unter Berufung auf Geheimdienstkreise, die drei Österreicher könnten unter anderem die Erpresserbriefe für die Entführer der beiden Deutschen Hannelore und Sinan Krause verfasst haben. Die drei Verdächtigen, die ein Drohvideo gegen Deutschland und Österreich produziert haben sollen, wurden am Donnerstag in ein Wiener Untersuchungsgefängnis gebracht.
Erfolgreiche Ermittlungen ohne Trojaner
Wie der österreichische Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Erik Buxbaum, im ORF-Fernsehen betonte, haben die österreichischen Geheimdienste und die Polizei keine "Trojaner" eingesetzt, um die drei Islamisten zu ermitteln. Die Festnahmen seien mit den üblichen Mitteln im Rahmen eines auch in Österreich möglichen "großen Lauschangriffs" vorbereitet worden. Der Einsatz so genannter Trojaner, wie er in Deutschland zurzeit heftig diskutiert wird, ist in Österreich verboten. Nach Angaben von Buxbaum wurde aufgrund einer richterlichen Genehmigung der E-Mail-Verkehr der drei überwachten Muslime arabischer Herkunft "mitgelesen". Der bisher in Österreich verbotene Einsatz von Trojanern wäre "natürlich eine Hilfestellung", meinte der Experte. Die Entscheidung darüber müsse aber auf der politischen Ebene fallen.
Anschläge waren nicht geplant
Der 22-jährige Hauptverdächtige war nach österreichischen Medienberichten Betreiber der Homepage der "Globalen Islamistischen Medienfront" für den gesamten deutschsprachigen Raum. Die Plattform sei vor allem dazu genutzt worden, Propaganda-Videos, Botschaften und Nachrichten des Terrornetzes El Kaida und ihm nahestehenden Gruppen zu verbreiten. Terroranschläge hätten sie jedoch nicht geplant. Auch nach der Auswertung des bei Hausdurchsuchungen sichergestellten Computers und der Festplatte wurden nach Polizeiangaben keine Hinweise darauf gefunden. Zwar dürfte sich der 22-Jährige mit anderen Benutzern der Plattform über Waffen und Sprengstoff ausgetauscht haben. Waffen seien allerdings nicht gefunden worden.
Den Hauptverdächtigen hatte der österreichische Rundfunk ORF bereits im Frühjahr interviewt. Nach ORF-Angaben vom Donnerstag sagte der damals vermummte Mann in dem Beitrag vor laufender Kamera: "Jedes Land, das Truppen in Afghanistan hat, ist Teil der Allianz. (...) Wir wollen auf unsere Art und Weise Anschläge verhindern. Der einzige Weg ist, dass Regierungen ihre Truppen aus Afghanistan zurückziehen." In dem Video, für das die drei festgenommenen Österreicher arabischer Herkunft verantwortlich gemacht werden, war der Rückzug aller Deutschen und Österreicher aus Afghanistan gefordert worden. Es war am 9. März auf der islamistischen Web-Seite "Stimme des Kalifats" erschienen.
Quelle: ntv.de