Nachrufe auch für NSDAP-Mitglieder Fischer-Regel gilt nicht mehr
26.10.2010, 12:13 Uhr
Adolf Hitler (l.) und Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop studieren im Führerhauptquartier Unterlagen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Auswärtige Amt hat bereits vor einigen Monaten eine Praxis aufgegeben, die eine Würdigung verstorbener Beamter mit Nazi-Vergangenheit verhindern sollte. Seit Februar gilt diese vom früheren Außenminister Joschka Fischer verfügte Regel nicht mehr, bestätigte das Ministerium der "Süddeutschen Zeitung". Nun werde der Einzelfall geprüft. Eine persönliche Würdigung früherer NSDAP-Mitglieder in einem Nachruf in der Mitarbeiterzeitschrift "Intern AA" sei nicht zwingend ausgeschlossen.
Nach der Fischer-Regel durfte die Zeitschrift den Tod von Diplomaten mit NS-Vergangenheit nur noch melden, diese aber nicht mehr würdigen. Im Zuge der jetzt veröffentlichten Studie zum Auswärtigen Amt (AA) in der Nazizeit soll die Änderung der bisherigen Praxis aber noch überprüft werden.
Eine international besetzte Historiker-Kommission zur NS-Geschichte des Amtes hatte in fünfjähriger Arbeit zutage gefördert, dass es viel stärker an der systematischen Verfolgung und Ermordung von Juden beteiligt war als allgemein bekannt. Fischer hatte die Kommission 2005 eingesetzt, nachdem es Streit um die Nachruf-Praxis für gestorbene Diplomaten gegeben hatte. Das Buch der Kommission wird am Donnerstag vorgestellt: zunächst von Außenminister Guido Westerwelle im Auswärtigen Amt, am Abend dann von Fischer und Westerwelles direktem Vorgänger Frank-Walter Steinmeier im Berliner Haus der Kulturen der Welt.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa