Afghane erschießt vier Franzosen Frankreich stellt alle Kämpfe ein
20.01.2012, 11:48 UhrEin afghanischer Soldat eröffnet das Feuer auf französische Soldaten. 4 von ihnen sterben, 17 weitere werden verletzt. Bereits kurz nach dem Vorfall erklärt Präsident Sarkozy, alle Operationen in Afghanistan würden suspendiert. Selbst ein vorzeitiger Abzug sei nicht ausgeschlossen.

Französische und afghanische Soldaten bei einer Patrouille in Afghanistan.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nach dem Tod von 4 französischen Soldaten in Afghanistan hat die Regierung alle unterstützenden Kampfeinsätze für die afghanische Armee vorerst eingestellt. Auch die Hilfe bei der Ausbildung sei ausgesetzt, teilte Präsident Nicolas Sarkozy mit. "Ich kann nicht akzeptieren, dass afghanische Soldaten auf französische Soldaten schießen", sagte er.
Der Vorfall werfe die Frage einer vorzeitigen Rückkehr der französischen Armee auf, fügte Sakozy hinzu. Der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet reise "unverzüglich" nach Afghanistan.
Die 4 Franzosen waren kurz zuvor von einem afghanischen Soldaten erschossen worden. 17 weitere Personen wurden dabei nach Angaben eines Sprechers der internationalen Schutztruppe Isaf verletzt. Der Vorfall ereignete sich im Distrikt Tagab der ostafghanischen Provinz Kapisa. Der Schütze sei festgenommen worden, sagte der Isaf-Sprecher.
Seit 2001 wurden in Afghanistan insgesamt 82 französische Soldaten getötet. Erst Ende vergangenen Monats hatte ein afghanischer Soldat 2 französische Kameraden erschossen. Frankreich hat bereits mit dem Abzug begonnen und noch rund 3600 Soldaten am Hindukusch stationiert.
Zahl der Angriffe durch Soldaten nimmt zu
Die "New York Times" zitierte unterdessen aus einem geheimen US-Militärbericht, wonach die Zahl tödlicher Angriffe einheimischer Soldaten auf ausländische Kameraden dramatisch zugenommen habe. Zwischen Mai 2007 und dem Ende des Berichtszeitraums vier Jahre später seien mindestens 58 westliche Soldaten bei 26 solcher Vorfälle getötet worden. Das seien sechs Prozent aller Soldaten, die in dieser Zeit in Afghanistan bei feindlichen Angriffe gestorben seien.
In dem Bericht heißt es nach Angaben der Zeitung weiter, solche Angriffe seien keine Einzelfälle. Anderslautende offizielle Darstellungen durch die Nato erschienen "unredlich". Die "New York Times" machte "tief sitzende Feindseligkeiten zwischen den angeblich verbündeten Kräften" als Motivation für die Übergriffe aus. Vor elf Monaten hatte ein afghanischer Soldat auf einem Außenposten in der nordafghanischen Provinz Baghlan 3 deutsche Soldaten erschossen.
Die Isaf-Schutztruppe will sich bis 2014 aus dem vom Krieg gezeichneten Land zurückziehen und bis dahin das Kommando an die im Aufbau begriffene afghanische Armee abgeben.
Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa/rts