Jahrelange Haft in Mexiko Französin Cassez ist frei
24.01.2013, 08:24 Uhr
Florence Cassez bei ihrer Festnahme 2005.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Sieben Jahre saß Florence Cassez in einem mexikanischen Gefängnis. Wegen Entführung war die Französin erst zu 96, später zu 60 Jahren Haft verurteilt worden. Nun ist Cassez frei - denn angeblich waren wichtige Beweise gefälscht.

Nach siebenjähriger Haft wieder auf freiem Fuß: Florence Cassez auf dem Weg nach Frankreich.
(Foto: REUTERS)
Die in Mexiko seit rund sieben Jahren unter dem Vorwurf der Entfü hrung mehrerer Menschen inhaftierte Florence Cassez ist auf freiem Fuß. Der Oberste Gerichtshof Mexikos veranlasste die sofortige Freilassung der 38-jährigen Französin aus dem Gefängnis. Cassez saß bereits sieben Jahren hinter Gittern - ein Gericht hatte sie 2008 zu insgesamt 60 Jahren Haft verurteilt.
Nun befanden die Richter in einer Mehrheitsentscheidung, dass die als Beweis angeführten Umstände der Festnahme der Frau von den Behörden gefälscht worden waren, um sie für die Mittäterschaft an drei Entführungen der Gangsterbande "Los Zodiacos" verantwortlich zu machen. Der Prozess gegen sie sei deshalb ungültig gewesen.
Cassez war im Dezember 2005 als mutmaßliches Mitglied einer Entführerbande festgenommen und zu 96 Jahren Gefängnis verurteilt worden. In einem Berufungsurteil wurde die Strafe später auf 60 Jahre reduziert.
Cassez' Freund, ein Gangsterboss
Cassez war mit dem Bandenchef Israel Vallarta befreundet, von seinen Machenschaften will sie eigenen Angaben zufolge aber nichts gewusst. Die Entführten versicherten jedoch, ihre Stimme gehört zu haben. Einer der Zeugen räumte später ein, unter Folter zu einer Aussage gegen die Französin gezwungen worden zusein. Zwei der Opfer hatten ihre erste, Cassez entlastende Aussage korrigiert, nachdem sie stundenlang von der Polizei vernommen worden waren.
Die Polizei hatte für Fernsehkameras eine spektakuläre Befreiungsaktion der Entführten mit Festnahme des mutmaßlichen Entführerpaares einen Tag nach der eigentlichen Festnahme inszeniert. Der Fall hatte zu einer Belastung der Beziehungen zwischen Frankreich und Mexiko geführt.
Hollande erleichtert
Der französische Präsident François Hollande erklärte nach der Entscheidung des Gerichts, mit dem Urteil gehe "eine äußerst schmerzliche Phase zu Ende". In einer in Paris verbreiteten Mitteilung dankte er "allen in Mexiko und in unserem Land, die dazu beigetragen haben, dass sich die Wahrheit und die Gerechtigkeit durchsetzen". Am Mittwochabend telefonierte Hollande mit Cassez, wie der Élysée-Palast mitteilte. Über den Inhalt des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt.
Cassez' französischer Anwalt Frank Berton sprach von einem "historischen Tag für die mexikanische Justiz". Cassez' Mutter Charlotte sagte in Paris, sie sei "außer sich vor Freude" über die Entscheidung.
Entführungsopfer und einige ihrer Angehörigen kritisierten die Freilassung scharf. "Es werden (mit dem neuen Urteil) der Straflosigkeit die Tore geöffnet", erklärte die Vorsitzende der Gruppe Alto al Secuestro (Stopp den Entführungen), Isabel Miranda de Wallace.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/AFP