Deutscher Student nur verwarnt Freispruch für Schuhwerfer
02.06.2009, 18:36 UhrEin deutscher Student hat in Cambridge seinen Turnschuh auf den chinesischen Regierungschef geworfen. Strafbar sei das nicht, urteilte nun ein Gericht.

Der deutsche Student wollte mit seinem Schuhwurf gegen die Menschenrechtsverletzungen in China protestieren.
(Foto: dpa)
Im Prozess gegen den deutschen Schuhwerfer von Cambridge ist der angeklagte Student freigesprochen worden. Nach zweitägiger Verhandlung sah das Gericht keine ausreichenden Beweise für den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass der Student mit seinem Schuhwurf auf den chinesischen Regierungschef Wen Jiabao die Grenze des erlaubten Protestes überschritten hatte.
Die Anklage hatten dem Mann Störung der öffentlichen Ordnung, Beleidigung und Aufruf zur Gewalt vorgeworfen. Der Richter gab dem Deutschen aber eine Warnung mit auf dem Weg: "Sie verlassen das Gericht mit einem Freispruch, aber mit einer Verwarnung für Ihr künftiges Verhalten."
Deutscher Student verteidigt Schuhwurf
Aus Protest gegen die Menschenrechtspolitik Chinas hatte der in Ostdeutschland geborene Mann am 2. Februar 2009 Jahres eine Rede Wen Jiabaos lautstark unterbrochen, ihn als Diktator beschimpft und seinen Turnschuh auf den Regierungschef geworfen, ihn aber verfehlt. "Wie kann sich die Universität für diesen Diktator prostituieren. Wie könnt Ihr den Lügen zuhören, die er erzählt. Steht auf und protestiert", hatte der Mann zuvor gerufen.
Gewalt als Motiv hatte der Angeklagte während der Verhandlung bestritten. "Ich wollte symbolisch gegen die Anwesenheit des chinesischen Ministerpräsidenten protestieren. Und ich wollte Solidarität mit den Menschen in China zeigen, die in der Rede nicht vorkamen."
Angeklagter: Wollte niemanden verletzen
Der 27-jährige Doktorand, der in Cambridge an einem biomedizinischen Immunologie-Projekt forscht, betonte, er habe mit seiner Aktion niemanden verletzten wollen. Deswegen habe er eigens einen Turnschuh gewählt. "Ich habe nicht meine Winterschuhe mitgenommen, nur Sportschuhe. Ich hätte etwas weitaus Schwereres mitbringen können", sagte er. Wäre er schuldig gesprochen worden, hätten ihm bis zu sechs Monate Haft und umgerechnet 5780 Euro Strafe gedroht.
Bei seiner Tat hatte er sich nach eigenen Angaben von dem Protest eines irakischen Fernsehreporters inspirieren lassen, der bei einer ähnlichen Attacke seine Schuhe auf den früheren US-Präsidenten George W. Bush in Bagdad geworfen hatte.
Quelle: ntv.de, dpa, AFP