Politik

"Gefahr ähnlich wie in den USA" Friedrich warnt vor Islamisten

Ganz leger im Karo-Hemd: Bundesinnenminister Friedrich auf seinem Flug in die USA.

Ganz leger im Karo-Hemd: Bundesinnenminister Friedrich auf seinem Flug in die USA.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Muster aus "Selbstradikalisierung und Reisetätigkeit" gebe es auch in europäischen Staaten, sagt Innenminister Friedrich mit Blick auf die mutmaßlichen Boston-Bomber. Eine potenzielle Bedrohung sieht Friedrich in Islamisten aus Deutschland, die in Syrien gegen das Assad-Regime kämpfen.

Zwei Wochen nach den Bombenanschlägen von Boston hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vor der Bedrohung durch terroristische Einzeltäter auch in Europa gewarnt. "Die Grundstruktur der Gefährdung ist ähnlich wie in den USA", sagte Friedrich bei einem Besuch in Washington. Derzeit gebe es aber keine konkreten Hinweise auf eine Anschlagsgefahr in Deutschland.

Friedrich führte in der US-Hauptstadt Gespräche mit Justizminister Eric Holder, Heimatschutzministerin Janet Napolitano sowie der für Terrorabwehr zuständigen stellvertretenden Sicherheitsberaterin von Präsident Barack Obama, Lisa Monaco. Der Innenminister erklärte, dass die USA kurz nach dem Anschlag auf den Bostoner Marathonlauf den Kontakt mit den deutschen Sicherheitsbehörden aufgenommen hätten. Beide Länder seien bei der Terrorbekämpfung "engstens vernetzt" und würden "auf allen Ebenen" gut zusammenarbeiten.

Bei der Attacke am 15. April waren drei Menschen getötet und mehr als 260 verletzt worden. Die Bomben im Zielbereich des Marathons sollen zwei aus einer tschetschenischen Familie stammende Brüder gelegt haben, die seit Jahren legal in den USA lebten. Während der ältere Bruder Tamerlan Zarnajew auf der Flucht ums Leben kam, wurde der jüngere Bruder Dschochar Zarnajew schwer verletzt gefasst. Auf der Suche nach den Hintergründen nehmen die Ermittler derzeit eine mehrmonatige Kaukasus-Reise des älteren Bruders unter die Lupe.

Grenzkontrollen wie in den Vereinigten Staaten

Das Muster aus "Selbstradikalisierung und Reisetätigkeit" gebe es auch in europäischen Staaten, sagte Friedrich. Der Innenminister warnte, dass Europa dabei näher an den Ländern liege, in denen islamistische Kämpfer ausgebildet würden. Die Sicherheitsbehörden gingen davon aus, dass 500 bis 700 Menschen aus Europa in Syrien gegen Machthaber Baschar al-Assad kämpften, von denen sich der Großteil den islamistischen Rebellen angeschlossen habe. Auch 30 bis 40 Männer und Frauen aus Deutschland würden an der Seite der Islamisten in dem Bürgerkriegsland kämpfen, sagte der Minister.

Friedrich forderte strengere Einreisekontrollen für die Europäische Union. "In Zeiten immer durchlässigerer Grenzen ist es notwendig, Sicherheitssysteme zu haben, um die Sicherheit der Bürger in Europa gewährleisten zu können", sagte er am Rande des Besuchs  dem "Spiegel". Später bekräftigte Friedrich vor Journalisten, dass der "Kontrollverlust" durch die Visafreiheit im Schengenraum durch die EU-weite Einführung eines elektronischen Reisesystems wie in den USA ausgeglichen werden müsste.

Washington hatte als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 das zentrale Einreiseregister ESTA eingeführt. Dort müssen sich Touristen aus Ländern wie Deutschland vorab eintragen, auch wenn sie bei Kurzaufenthalten von der Visumspflicht befreit sind.

Quelle: ntv.de, AFP

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