Regime dementiert Rebellenangaben Gaddafi-Sohn ist nicht tot
05.08.2011, 18:46 Uhr
Luftangriffe auf Tripolis: Das zerstörte Gebäude des staatlichen Fernsehens.
(Foto: REUTERS)
Das libysche Regime dementiert Angaben von Rebellen, nach denen ein Sohn von Machthaber Gaddafi bei NATO-Luftangriffen getötet worden sein soll. Damit wolle die NATO den Tod von Zivilisten verschleiern, heißt es. Die Rebellen sabotieren derweil eine wichtige Pipeline - in Tripolis droht ein Stromausfall.
Die libysche Regierung hat dementiert, dass ein Sohn von Machthaber Muammar al-Gaddafi bei einem NATO-Luftangriff getötet worden sei. Entsprechende Angaben aus Rebellenkreisen sind laut libyscher Regierung "falsch und erfunden". Mit der Fehlinformation wolle die NATO die Tötung von Zivilisten in Slitan verdecken, sagte ein Regierungssprecher.
Gaddafis jüngster Sohn Chamis befehligt eine Eliteeinheit, die an der Front bei Misrata gegen die Aufständischen-Milizen kämpft. Nach den Berichten, die von Rebellensprechern verbreitet wurden, soll er beim Bombardement einer Kommandozentrale in Slitan, 160 Kilometer östlich von Tripolis, ums Leben gekommen sein. Zusammen mit ihm sollen dabei 30 weitere Regierungssoldaten getötet worden sein.
NATO bestätigt nur Angriffe
Eine Bestätigung dafür lag nie vor. Die NATO teilte lediglich mit, in der Nacht Ziele in Slitan angegriffen zu haben, darunter ein Munitionslager und eine nicht näher bezeichnete militärische Anlage. Der NATO-Luftangriff auf die im Westen des Landes gelegene Küstenstadt ereignete sich offenbar nur wenige Stunden, nachdem die Behörden ausländische Journalisten in die Stadt geführt hatten. Der Besuch sollte offenbar die Behauptung der Rebellen widerlegen, wonach ihre Truppen von Misrata aus nach Sliten vorgedrungen seien. Wie ein Reporter berichtete, war das Stadtzentrum während des Besuchs am Donnerstag unter Kontrolle der Regierungstruppen, doch war in der Ferne heftiges Artilleriefeuer zu hören.
Die NATO hatte in der Nacht auch mehrere Ziele in der libyschen Hauptstadt Tripolis bombardiert. Das Staatsfernsehen berichtete, die NATO habe Angriffe auf "zivile und militärische Ziele" in einem Vorort im Südosten der Stadt geflogen.
Chamis al-Gaddafi war von den Rebellen bereits am 20. März nach einem Angriff auf die Gaddafi-Residenz in Bab al-Asisija in Tripolis für tot erklärt worden. Gaddafis Sohn Saif al-Arab wiederum war nach Darstellung des Regimes bei einem NATO-Bombardement im April getötet worden. Doch auch an dieser Version bestehen Zweifel.
Stromausfälle in Tripolis drohen
Gaddafi, der seit 1970 in zweiter Ehe mit der Krankenschwester Safija Farkash verheiratet ist, hatte zehn Kinder, darunter die Adoptivkinder Milad und Hana. Nach jüngsten Angaben leben heute noch sieben seiner Kinder, die Gaddafi meist in Schlüsselpositionen seines Landes untergebracht hat. Hana kam bei einem Bombardement 1986 ums Leben; Saif al-Arab soll 29 Jahre alt gewesen sein, als er starb. Die anderen Söhne sind 41, 39, 38 und 36 Jahre alt. Chamis, Jahrgang 1980, ist der jüngste. Die einzige Tochter Aischa ist 34 Jahre alt.
Vizeaußenminister Chaled Kaaim warf den libyschen Rebellen am Donnerstagabend zudem vor, eine wichtige Pipeline sabotiert zu haben, die zur einzigen derzeit funktionierenden Raffinerie des Landes führt. Die Rebellen hätten in der Gebirgsregion Dschebel Nefussa südöstlich von Tripolis ein Ventil geschlossen und es mit Zement versiegelt. Das werde zu Stromausfällen in Tripolis führen, da in der Raffinerie Sawija aus Öl und Gas Strom produziert werde, sagte der Minister. Vorräte an Lebensmitteln und Medikamenten würden wegen der bei Stomausfällen ausfallenden Kühlung verderben.
Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa