Politik

"Das ist lustig" Gaddafi spricht von Reserve

Die NATO fliegt weiter: Bombeneinschlag in Tripolis.

Die NATO fliegt weiter: Bombeneinschlag in Tripolis.

(Foto: AP)

Während die NATO nachts Bomben auf Tripolis wirft, hält sich Machthaber Gaddafi westlich der Hauptstadt auf. Dort hält er eine seiner skurrilen Reden. Und behauptet, er habe fünf Millionen Bewaffnete in der Hinterhand. Die Aufforderung, seinen Platz zu räumen, sei "lustig". Er werde das Land seiner Vorfahren niemals verlassen.

Ungeachtet der neuen Offensive der Rebellen auf die Ölstadt Bengasi und der anhaltenden NATO-Luftangriffe hat Libyens Machthaber Muammar el-Gaddafi Forderungen nach seinem Rückzug erneut eine Absage erteilt. "Ich werde niemals das Land meiner Vorfahren verlassen und das Volk, das sich für mich opfert", sagte Gaddafi.

Gaddafi-Gegner beten vor dem Angriff.

Gaddafi-Gegner beten vor dem Angriff.

(Foto: REUTERS)

In der über Lautsprecher ausgestrahlten Rede vor tausenden Menschen in der Stadt Sawija, 50 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis, sagte Gaddafi, er sei bereit, sich für sein Volk zu opfern. "Sie fordern mich auf, Libyen zu verlassen, das ist lustig." Die Vertreter der internationalen Libyen-Kontaktgruppe hatten erneut den Rückzug Gaddafis gefordert. Sie erkannten zugleich den Nationalen Übergangsrat der Rebellen als offizielles Organ mit Regierungsvollmacht an.

Gaddafi bezeichnete in seiner Rede die Rebellen als "Ratten", die "das Volk in Bengasi, in Misrata und in den Bergen des Westens in Geiselhaft genommen" hätten und als "menschlichen Schutzschild" missbrauchten. Die Stadt Bengasi im Osten Libyens ist die Hauptstadt der Rebellen, das 200 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Misrata ist ebenfalls in Rebellen-Hand. Der libysche Machthaber versprach, dass "fünf Millionen bewaffnete Libyer" aufmarschieren und die "besetzten Städte befreien" würden, "sobald der Einsatzbefehl gegeben wird." Gaddafi hatte seine Anhänger kürzlich zum Marsch auf Bengasi aufgerufen. Misrata ist bereits von seinen Truppen umstellt.

Gräben, gefüllt mit Chemikalien

Bei ihrem Vormarsch auf die Ölstadt Brega wurden die Rebellen durch mit brennbaren Chemikalien gefüllte Abwehrgräben gebremst. Die Gaddafi-Truppen wollten diese anzünden, wenn die Rebellen in die Stadt vordrängen, sagte Mustafa el-Sagesli, ein militärischer Anführer der Rebellen. Der Vormarsch wurde auch durch zahlreiche Landminen behindert, die Rebellen entdeckten nach eigenen Angaben hunderte davon.

Gaddafi regiertschon lange mit Gewalt.

Gaddafi regiertschon lange mit Gewalt.

(Foto: dpa)

"Wir rücken vor und wir sind sehr nahe an Brega", sagte Sagesli dennoch. Allerdings wurden allein am Samstag mindestens neun Rebellen getötet und 79 weitere verletzt. Seit Beginn der Offensive auf Brega am Donnerstag starben damit mindestens zwölf Rebellen, 178 weitere wurden verletzt. Wie viele Soldaten Gaddafis starben, war nicht bekannt. Es befinden sich noch rund 3000 Gaddafi-Soldaten in der Stadt. Der Hafen am Golf von Sirte war im Verlauf des nunmehr fast fünf Monate dauernden Konflikts bereits mehrmals von Regierungstruppen und Rebellen eingenommen worden.

Der Nationale Übergangsrat der libyschen Rebellen dankte unterdessen den USA dafür, ihn als "legitimen Vertreter des libyschen Volks anerkannt zu haben". Der Rat würdigte die USA als "Beschützer und Förderer von Freiheit und Demokratie".

Die NATO setzte ihre Luftangriffe auf Ziele in Libyen unvermindert fort. In der Nacht zum Sonntag gab es mindestens 13 schwere Detonationen in Tripolis. Das libysche Staatsfernsehen berichtete, die NATO habe Luftangriffe auf militärische und zivile Ziele in zwei Stadtteilen von Tripolis geflogen. Dabei habe es Tote gegeben, nähere Angaben wurden nicht gemacht. Die NATO hat seit Ende März das vollständige Kommando über die zunächst von einer Koalition um die USA, Frankreich und Großbritannien begonnenen Luftangriffe.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen