Ostermärsche in Deutschland Gegen Auslandseinsätze
06.04.2007, 09:29 UhrBei ihren traditionellen Ostermärschen hat die Friedensbewegung in Deutschland am Karfreitag vor allem gegen Auslandseinsätze deutscher Soldaten protestiert. An ersten Aktionen in Chemnitz und im hessischen Bruchköbel beteiligten sich nach Angaben der Organisatoren insgesamt etwa 600 bis 700 Menschen. Außerdem gab es Aktionen in Dortmund und Biberach an der Riß (Baden-Württemberg). "Wichtig ist, dass überhaupt Menschen gegen den Krieg auf die Straße gehen, nicht wie viele", sagte Willi van Ooyen vom zentralen Ostermarschbüro in Frankfurt/Main.
Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth nannte die Ostermärsche zwar eine "noch immer gute und wichtige Tradition". Sie kritisierte jedoch am Donnerstag in Berlin, die meisten dieser Aktionen sagten "notorisch wenig" dazu, "wie internationalen Krisen, Gewalt und Krieg begegnet werden kann". Der Blick verenge sich "zu oft allein auf die Ablehnung des Militärischen". Dagegen rief die Bundestagsfraktion der Linkspartei zur Unterstützung der Ostermärsche auf. Deren innenpolitische Sprecherin, Ulla Jelpke, sagte in Berlin: "Deutschland ist nicht nur selbst aktive Kriegspartei, sondern fungiert auch als Unterstützer für die Kriege anderer NATO-Staaten." Daher sei Protest gegen Krieg, Gewalt und Auslandseinsätze der Bundeswehr weiterhin dringend notwendig.
Die Friedensgruppen forderten auch ein Ende des Irak-Kriegs. Der US-Krieg dürfe von deutschem Boden aus nicht länger unterstützt werden. Der Einsatz deutscher Tornados in Afghanistan wurde ebenfalls kritisiert, er sei "gegen den eindeutigen Mehrheitswillen der deutschen Bevölkerung zu Stande gekommen", kritisierten etwa IG-Metall-Vertreter. Bei Demonstrationen, Kundgebungen und Friedensgottesdiensten warnten die örtlichen Friedensgruppen auch vor einem Krieg im Iran und vor Sozialabbau.
Das Netzwerk Friedenskooperative hat bundesweit bis zum Ostermontag zu etwa 70 Aktionen aufgerufen. Im vergangenen Jahr hatten sich an den Ostermärschen nach Angaben der Organisatoren zehntausende Menschen beteiligt. Die Tradition der Ostermärsche begann in Deutschland 1960. Die Debatte über die Nachrüstung der NATO verhalf der Bewegung 1982 zu riesigem Zulauf. Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall des Ostblocks ließ das Interesse an auch nach Einschätzung der Veranstalter deutlich nach.
Quelle: ntv.de