Entführte "Ärzte ohne Grenzen" Geiseln in Syrien kommen frei
16.05.2014, 07:14 UhrNach vier Monaten Gefangenschaft kommen Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" frei. Eigentlich Grund zur Freude, doch die Präsidentin der Organisation zeigt sich dennoch erbost - denn die Konsequenzen der Entführung reichen weit.

Die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen, Joanne Liu, ist erleichtert und erbost zugleich.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach viermonatiger Geiselhaft in Syrien sind fünf Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wieder frei. Wie die Organisation in Genf mitteilte, waren drei von ihnen bereits Anfang April frei gekommen, die anderen beiden schließlich am Mittwoch. Sie sind demnach bereits auf dem Weg nach Hause. Die fünf Helfer waren Anfang Januar von Bewaffneten aus einem Krankenhaus im Nordwesten Syriens verschleppt worden.
Einzelheiten über die Umstände der Geiselnahme und der Freilassung wurden in der Erklärung nicht genannt. Auch zur Identität der Entführten äußerte sich Ärzte ohne Grenzen zunächst nicht. Nach Angaben der schwedischen Sektion der Hilfsorganisation stammen die fünf Mitarbeiter aus Belgien, Dänemark, Peru, Schweden und der Schweiz.
"Langfristige Opfer sind Menschen aus Syrien"
Nach der Entführung hatte die Hilfsorganisation das betroffene Krankenhaus und zwei weitere medizinische Versorgungszentren in der Region Dschabal Akrad geschlossen. "Die Erleichterung, unsere Kollegen wohlbehalten wieder zu haben, ist gemischt mit Ärger über diesen zynischen Akt, der die ohnehin unter dem Krieg leidende Bevölkerung von dringend benötigter Unterstützung abgeschnitten hat", erklärte die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen, Joanne Liu.
"Die langfristigen Opfer dieser Entführung sind die Menschen in Syrien", fügte sie hinzu. Den rund 150.000 Syrern, die in der Region Dschabal Akrad in einem "Kriegsgebiet" lebten, fehle es nun an medizinischer Versorgung.
Ärzte ohne Grenzen hatte 2012 damit begonnen, provisorische Krankenhäuser und andere medizinische Versorgungszentren im Norden Syriens aufzubauen. Seitdem leisteten die Mediziner dort nach eigenen Angaben mehr als 7000 chirurgische Eingriffe, 53.000 Behandlungen in Notaufnahmen, mehr als 94.000 ambulante Behandlungen, und begleiteten die Geburt von mehr als 2000 Babys. Die Arbeit sei angesichts der Sicherheitslage aber "äußerst schwierig", erklärte Liu.
Quelle: ntv.de, afr/AFP