Luxemburg soll entscheiden Geld zurück bei Flugverspätung
17.07.2007, 09:10 UhrDer Bundesgerichtshof hat über Ausgleichsforderungen von Fluggästen wegen erheblich verspäteter Flüge verhandelt. Möglicherweise wird der Fall aber an den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg überwiesen. Dies deutete der Senatsvorsitzende Klaus-Jürgen Melullis in der Verhandlung an.
In dem Prozess ging es um eine Verordnung der EU, nach der Fluggesellschaften bei einer Annullierung von Flügen ihren Kunden bis zu 600 Euro zahlen müssen - und zwar über den Ersatz weiterer Kosten wie Verdienstausfall oder verfallene Bahntickets hinaus. Umstritten ist jedoch, ob etwa ein Anschlussflug am Folgetag bereits eine "Annullierung" oder noch eine - nicht ausgleichspflichtige - "Verspätung" ist.
25 Stunden Verspätung
Im konkreten Fall hatte sich ein Flug von Toronto nach Frankfurt um 25 Stunden verzögert. Geklagt hatte ein Paar aus Neustadt an der Weinstraße, das bei der Fluggesellschaft Condor für Juli 2005 den Charterflug nach Kanada gebucht hatte. Der Rückflug verschob sich wegen technischer Defekte der Maschine, die Gäste bekamen ihr Gepäck zurück und wurden zur Übernachtung in ein Hotel gebracht. Ihre Ausgleichsforderung stützen sie auf die seit zwei Jahren geltende EU-Verordnung.
Deren Auslegung ist nach Angaben des Klägeranwalts Norbert Kummer bisher aber hoch umstritten und wird erstmals vom BGH überprüft. Im konkreten Fall hatte das Landgericht Darmstadt die 25-Stunden- Verzögerung noch als "Verspätung" eingestuft und Ausgleichsansprüche abgelehnt. In zwei weiteren Fällen, die nach Kummers Angaben voraussichtlich ebenfalls vor dem BGH landen, haben Gerichte sogar Klagen der Fluggäste nach Verzögerungen um 60 und 54 Stunden abgewiesen.
Verspätungen in Frankfurt
Die meisten Verspätungen auf deutschen Flughäfen gibt es nach Informationen der "Wirtschaftswoche" in Frankfurt am Main. Fast jede vierte Maschine, die von dort aus ein Ziel in Europa ansteuere, hebe später als geplant ab, berichtete das Magazin unter Berufung auf eine Statistik der Association of European Airlines (AEA). Der Start der betroffenen Maschinen verzögere sich im Schnitt um 37 Minuten. Damit liege der größte deutsche Flughafen nur knapp hinter dem europäischen Spitzenreiter London Heathrow, wo sich 30 Prozent der Abflüge verspäten.
Kapazitätsgrenze
Der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport verweist darauf, dass viele Maschinen in Frankfurt zu spät landeten. Zudem stoße der Airport an seine Kapazitätsgrenzen. Auch europaweit ist die Zahl der verspäteten Flüge in den letzten Jahren dem Bericht zufolge gestiegen. AEA-Generalsekretär Ulrich Schulte-Strathaus erwarte, dass sie auch in Zukunft europaweit weiter zunehmen werde.
Quelle: ntv.de