Politik

"Soldat der Ideen" Genosse Fidel tritt ab

Nach fast einem halben Jahrhundert an der Macht hat Revolutionsführer Fidel Castro seinen endgültigen Rückzug von der politischen Bühne angekündigt. Der seit 18 Monaten erkrankte Präsident erklärte, er werde aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für die Ämter des Staatsratsvorsitzenden und des Oberkommandierenden der Streitkräfte kandidieren.

"Meinen Landsleuten, die mich neulich in die Nationalversammlung gewählt haben, wo wichtige Beschlüsse über das Schicksal unserer Revolution getroffen werden müssen, teile ich mit, dass ich die Ämter des Staatsratsvorsitzenden und des Oberkommandierenden (der Streitkräfte) weder anstreben noch akzeptieren werde, ich wiederhole, weder anstreben noch akzeptieren werde", führte Castro aus. Er betonte in seinem Schreiben, er wolle sich nicht ganz zurückziehen. "Ich möchte nur noch als Soldat der Ideen kämpfen", kündigte er an. "Ich werde weiter unter dem Titel 'Die Reflexionen des Genossen Fidel' schreiben."

Südamerika warnt vor Einmischung

Einige Regierungen in Südamerika rieten Kuba zu mehr Demokratie, warnten aber vor Einmischung von außen. US-Präsident George W. Bush erklärte, in Kuba müsse nun eine Demokratisierung mit dem Ziel freier Wahlen eingeleitet werden.

Die EU erklärte ihre Bereitschaft zum konstruktiven Dialog mit der neuen Regierung von Kuba. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die neue kubanische Führung auf, Reformen einzuleiten und politische Gefangene freizulassen.

Die Erklärung des inzwischen 81 Jahre alten Castro wurde in der Nacht zum Dienstag in der Onlineausgabe der Parteizeitung "Granma" und von der amtlichen Nachrichtenagentur "Prensa Latina" veröffentlicht. Die Kubaner, von denen die meisten nur Fidel Castro an der Spitze ihres Staates erlebt haben, erfuhren die Nachricht erst am frühen Morgen. Das Jugendblatt "Juventud Rebelde" schrieb, Castro habe seine Erklärung ohne "Dramatik" abgegeben. Weiter hieß es, es gebe anhaltende Diskussionen der Studenten über Veränderungen und Reformen.

50 Jahre Kampf gegen die USA

Fidel Castro stand seit 1959, also fast fünf Jahrzehnte, an der Spitze des kommunistischen Landes. Am 31. Juli 2006 musste er seine Ämter wegen einer Darmoperation an seinen jüngeren Bruder Ral übergeben. Sein Leben war vor allem geprägt vom Kampf gegen den "Imperialismus" und die Großmacht USA. Er verbündete sich deshalb mit der kommunistischen Sowjetunion, für die Kuba in der Zeit des Kalten Krieges ein Vorposten gegen die USA war.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hielt Kuba dank der Hartnäckigkeit Castros am kommunistischen System fest. Mittlerweile ist das Ölland Venezuela mit seinem antiamerikanischen Präsidenten Hugo Chvez anstelle Moskaus zum Förderer Kubas geworden.

Am kommenden Sonntag tritt die neue Nationalversammlung zusammen, um die Mitglieder der künftigen Regierung in Havanna zu bestimmen. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die Nationalversammlung Castros jüngeren Bruder Ral (76) als offiziellen Nachfolger bestimmt. Damit verbunden ist die Hoffnung auf wirtschaftliche Reformen. Dissidenten allerdings fordern auch eine politische Öffnung. Beides hat Fidel Castro stets gebremst.

Seit dem Sommer 2006 ist Fidel Castro wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr öffentlich aufgetreten. Zum ersten Mal hatte er im Dezember des vergangenen Jahres über die Möglichkeit gesprochen, auf die Leitung des Staates zu verzichten. Damals sagte er, er werde sich nicht an Macht und Ämter klammern, sondern er sei bereit, Jüngeren Platz zu machen.

Quelle: ntv.de

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