Nordkoreas Atombomben Gespräche Nord-Süd
19.10.2002, 09:57 UhrDrei Tage nach Bekanntgabe des geheimen nordkoreanischen Atomwaffenprogramms ist am Samstag eine ranghohe Regierungsdelegation aus Südkorea zu neuen Versöhnungsgesprächen in Pjöngjang eingetroffen.
Südkorea wolle auch das Thema Nuklearwaffen ansprechen und seine Position deutlich machen, sagte der südkoreanische Delegationsleiter, Vereinigungsminister Jeong Se Hyun, vor dem Abflug in Seoul. Beide Seiten wollten in Pjöngjang zunächst über den Verlauf der bis Dienstag geplanten Ministergespräche beraten.
USA wollen Druck machen
Die USA wollen Nordkorea nach den Worten ihres Sondergesandten James Kelly mit "maximalem" internationalen Druck zur Aufgabe seines Atomwaffenprogramms bewegen. Dies sagte der Abteilungsleiter im US-Außenministerium für Asien am Samstag in Seoul, wo er sich mit der südkoreanischen Regierung traf.
Die US-Regierung hatte erstmals am Mittwochabend mitgeteilt, dass Nordkorea bei einem Besuch Kellys Anfang Oktober in Pjöngjang die Existenz eines Programms zur Anreicherung von Uran für nukleare Waffen eingeräumt habe. Pjöngjang verstoße damit gegen die Rahmenvereinbarung mit den USA von 1994 über den Stopp des nordkoreanischen Atomprogramms. Nordkorea, das US-Präsident George W. Bush zu einer "Achse des Bösen" gezählt hat, äußerte sich zu den Enthüllungen aus Washington bislang nicht.
Pakistan lieferte Technik
Pakistan soll die Ausrüstung für Nordkoreas geheimes Atomwaffenprogramm geliefert haben. Das berichtete die "New York Times" am Donnerstagabend in ihrer Online-Ausgabe. Sie beruft sich dabei auf Kreise der US-Regierung und deren Vorgänger.
Dem Bericht zufolge ging es bei den Lieferungen möglicherweise um Gas-Zentrifugen zur Herstellung von waffenfähigem Uran. Im Gegenzug habe Nordkorea Pakistan Ende 1990 Raketen bereitgestellt. Das US-Präsidialamt wollte sich dazu nicht äußern. Ein Sprecher der pakistanischen Botschaft in den USA bezeichnete die Angaben als absolut falsch.
In den US-Geheimdiensten nahe stehenden Kreisen hieß es laut Artikel: "Was wir hier haben, ist das perfekte Aufeinandertreffen von Interessen - der Norden (Koreas) hatte, was die Pakistaner brauchten und die Pakistaner hatten einen Weg, mit dem (Nordkoreas Machthaber) Kim Jong Il ein Atom-Programm wieder starten konnte, dass wir beendet hatten." China und Russland seien weniger bedeutende Lieferanten gewesen.
Zwei Bomben angeblich schon gebaut
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte, er sei nicht überrascht über das nordkoreanische Eingeständnis. Er gehe davon aus, dass die Nordkoreaner einige Atomwaffen hätten. "Niemand, dem ich vertraue, hat sie tatsächlich berührt, aber ich glaube, sie haben eine kleine Anzahl Atomwaffen ", sagte der Minister. Aus dem Pentagon verlautete, die USA gingen davon aus, dass Nordkorea über zwei Atombomben verfügt.
Kein Krieg gegen Nordkorea
US-Präsident George W. Bush hält nach Angaben des Präsidialamtes das überraschende Eingeständnis Nordkoreas für "eine beunruhigende, ernüchternde Nachricht ". Er wolle eine diplomatische Lösung, sagte Präsidialamtssprecher Scott McClellan.
Den Angaben zufolge stuft Bush das Problem Nordkorea anders ein als das Problem Irak, dem die USA vorwerfen, Massenvernichtungswaffen zu besitzen. Im Fall Nordkorea handele es sich "um die schwerwiegende Verletzung des Rahmenabkommens und des Atomwaffensperrvertrages". Im Fall Irak gehe es um ein Regime, dass von einem "mörderischen Diktator" geführt werde, der seine Nachbarn bedrohe. "Das sind verschiedene Regionen, verschiedene Umstände", sagte der Sprecher. Bush hatte Nordkorea zusammen mit Irak und Iran als "Achse des Bösen" bezeichnet.
Quelle: ntv.de