UN-Irak-Treffen in Wien Gespräche zu Rüstungskontrollen
30.09.2002, 00:00 UhrDie Vereinten Nationen und Irak haben in Wien zweitägige Verhandlungen über die Rückkehr der vor vier Jahren abgezogenen UN-Waffeninspekteure aufgenommen. Die Verhandlungen gelten nach Darstellung von Diplomaten als Nagelprobe, ob Bagdad sein Angebot einer bedingungslosen Rückkehr der Waffeninspekteure ernst meint.
Die UN-Inspekteure sollen schon in zwei Wochen ihre Arbeit im Irak aufnehmen. "Die Gespräche laufen gut, professionell und nach Plan", sagte der Leiter der UN-Kontrollkommission für den Irak (UNMOVIC), Hans Blix. Nähere Angaben über das Treffen hinter verschlossenen Türen mit dem irakischen Präsidentenberater Amir el Sadi machte er nicht. Am Donnerstag will Blix dem UN-Sicherheitsrat in New York Bericht erstatten.
Die UN-Inspekteure verlangen nach den Worten von Blix ungehinderten Zugang zu allen Orten im Lande. Das gelte ausdrücklich auch für die Paläste des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Zudem müssten Proben aus mutmaßlichen Waffenfabriken zu Laboruntersuchungen auch ins Ausland gebracht werden können. Beide Forderungen hatte Bagdad bisher strikt abgelehnt.
Die irakische Seite müsse darüber hinaus sicherstellen, dass es nicht zu Zusammenstößen der UN-Mitarbeiter mit irakischen Sicherheitskräften kommt, sagte Blix. Außerdem geht es in Wien darum, welche technische Ausrüstung ohne Kontrollen und Behinderungen in den Irak gebracht werden kann.
USA lieferten Grundstock für Biowaffen-Arsenal
Unterdessen wurde bekannt, dass die USA Irak den Grundstock für sein Biowaffen-Arsenal geliefert haben. Das geht aus Akten der US-Regierung und des Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) in Washington hervor, die Anfang der 90er Jahre angefertigt und jetzt im Zuge der aktuellen Irak-Diskussin erneut untersucht wurden.
Demnach sandten das CDC und ein US-Unternehmen, American Type Culture Collection, Proben mit Krankheitserregern nach Irak. Darunter befanden sich den Akten zufolge unter anderem Milzbranderreger und Bakterien, die das tödliche Botulinumtoxin produzieren. Die Proben wurden an Einrichtungen geschickt, die nach späteren Erkenntnissen der UN-Waffeninspektoren Teil des irakischen Biowaffenprogramms waren.
Die Sendungen erfolgten in den 80er Jahren, als die USA Irak im Krieg gegen Iran unterstützten. Die Ausfuhr der Proben war seinerzeit legal. Irak hatte um die Krankheitserreger gebeten, um damit, wie es hieß, medizinische Forschung voranzutreiben.
Quelle: ntv.de