Politik

Verfallsdatum erreicht Gift-Mangel schafft Galgenfrist

Bei Exekutionen in den USA werden dem Todeskandidaten verschiedene Substanzen gespritzt. Weil der Hersteller das benötigte Betäubungsmittel nicht liefern kann, müssen Exekutionen schon aufgeschoben werden.

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(Foto: picture-alliance / dpa)

Weil ein für Hinrichtungen mit der Giftspritze wichtiges Mittel zur Mangelware geworden ist, verzögern sich in den USA Exekutionen. Nach Fällen in den Bundesstaaten Kentucky und Oklahoma kann der tödliche Cocktail auch in Kalifornien von Freitag an nicht mehr verabreicht werden - weil dann das Haltbarkeitsdatum der letzten Charge Natrium-Thiopental abläuft, wie die "New York Times" meldete. In den beiden anderen Staaten waren nach Medienberichten in den vergangenen Wochen bereits Exekutionen verschoben worden.

Weshalb das Mittel knapp wurde, ist nach Angaben der Zeitung unklar. Der zuständigen Behörde FDA sei bereits im März bekannt gewesen, dass Natrium-Thiopental allmählich zur Mangelware wird.

Hersteller will eigentlich Leben retten

Einem Sprecher des einzigen US-Herstellers, Hospira im Staat Illinois, zufolge ist ein wichtiger pharmazeutischer Bestandteil derweil nur sehr schwer erhältlich. Das Unternehmen erwarte, das Mittel Anfang nächsten Jahres wieder anbieten zu können.

Natrium-Thiopental ist eines von drei Giften, das Todeskandidaten in mehr als 30 Staaten der USA gespritzt wird. Hospira-Sprecher Dan Rosenberg sagte, das Unternehmen sei alles andere als glücklich darüber, dass das Narkosemittel den Weg in die Todeszelle gefunden habe. "Hospira stellt dieses Produkt her, um Leben zu verbessern oder zu retten", sagte er. "Das Mittel ist nicht für den Vollzug der Todesstrafe gekennzeichnet, und Hospira unterstützt die Verwendung in dieser Prozedur auch nicht."

Häftling gewinnt Zeit

Ein wegen Vergewaltigung und Mordes verurteilter Häftling gewinnt wegen des Medikamentenstreits mehr Lebenszeit. Die Vorräte in dem Gefängnis von Los Angeles, in dem der Mann einsitzt, hätten drei Stunden nach der geplanten Hinrichtung ihre Verfallsdatum überschritten. Gegen die Verwendung dieses Mittels hatte Albert Greenwood Brown Berufung eingelegt.

Der Mann könne nun frühestens im nächsten Jahr im San-Quentin-Gefängnis im kalifornischen San Francisco hingerichtet werden, urteilte Bezirksrichter Jeremy Fogel. Brown war 1980 wegen Vergewaltigung und Ermordung einer 15-Jährigen zum Tode verurteilt worden und sollte ursprünglich am Donnerstag hingerichtet werden. In Kalifornien wurden seit Anfang 2006 keine Todesstrafe mehr vollstreckt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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