Senatorenposten verschachert Gouverneur von Illinois verhaftet
09.12.2008, 16:43 UhrDer Gouverneur des US-Bundesstaats Illinois ist unter dringendem Korruptionsverdacht festgenommen worden. Der Demokrat Rod Blagojevich soll unter anderem versucht haben, den frei werdenden Senatssitz des designierten Präsidenten Barack Obama gegen finanzielle Zuwendungen zu "verkaufen", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Als Gouverneur steht Blagojevich das Recht zu, einen Nachfolger für den bisherigen Illinois-Senator Obama zu ernennen, der mit seinem Wechsel ins Weiße Haus aus dem Senat auscheidet.
Der Gouverneur und sein ebenfalls in Chicago festgenommener Stabschef John Harris seien in abgehörten Telefonaten bei dem Plan ertappt worden, die Ernennung von Obamas Senatsnachfolger an finanzielle Zuwendungen zu knüpfen, teilte die Justiz mit. Der zuständige US-Bundesanwalt Patrick Fitzgeradld sagte zu den bisherigen Ermittlungsergebnissen: "Das Ausmaß der Korruption in diesem Fall ist atemberaubend." Blagojevich habe "de facto ein Schild mit den Worten 'Zu verkaufen' aufgestellt, um einen US-Senator zu benennen". Der Gouverneur habe sich dabei persönlich mit als "Verkäufer" betätigen wollen.
In den abgehörten Telefonaten habe Blagojevich unter anderem erwogen, seine Frau als Gegenleistung für die Ernennung des neuen Senators in den Vorstand eines Unternehmens berufen zu lassen, wo sie bis zu 150.000 Dollar pro Jahr verdient hätte. Eine andere Option sei gewesen, dass ihm ein substanzielles Gehalt für die Arbeit im Dienst einer Nichtregierungsorganisation oder Gewerkschaft zugesagt worden wäre. Auch die Zusage hoher Wahlkampfspenden oder eine Ernennung zum Botschafter habe sich Blagojevich erhofft.
Hochgearbeitet
Blagojevich wurde in Chicago als Sohn einer Arbeiterfamilie aus Serbien geboren. Er finanzierte sich sein Studium mit Packer-Jobs in den Schlachthöfen der Stadt. Nun drohen ihm hohe Gefängnisstrafen: Betrug kann mit bis zu 20, Bestechlichkeit mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden.
Obwohl Blagojevich nun jahrelange Gefängnisstrafen drohen, kann er nach Angaben des Staatsanwalts immer noch über Obamas Nachfolge entscheiden. Dies sei sein alleiniges Recht, sagte Fitzgerald. Doch die Ernennung von Obamas Nachfolger blieb ungewiss: Republikaner und Demokraten forderten umgehend einen Rückritt des Gouverneurs. Und Ermittler erklärten, sie hätten Blagojevich verhaftet, bevor er die Entscheidung treffen konnte.
Schatten auf Obama
Der Staatsanwalt betonte, es gebe keinerlei Anschuldigungen gegen Obama. Der designierte US-Präsident bezeichnete den Korruptionsskandal als "traurig und ernüchternd" bezeichnet. Er habe keine Ahnung von dem Skandal und zuletzt keinen Kontakt zu dem Gouverneur seines Heimatstaates gehabt, sagte Obama in Chicago nach einem Gespräch mit dem Ex-Vizepräsidenten Al Gore über Umweltfragen. Es sei ein "trauriger Tag für Illinois", meinte Obama, der am 20. Januar als neuer US-Präsident vereidigt wird. Seinen Senatssitz hatte er nach seiner Wahl am 4. November niedergelegt.
Blagojevich wird auch im Zusammenhang mit der Insolvenz des Medienkonzerns Tribune Fehlverhalten vorgeworfen. Er soll auf die Entlassung von ihm kritisch gesinnten Redakteuren der "Chicago Tribune" hingearbeitet haben. Dem angeschlagenen Mutterhaus drohte er staatliche Hilfen vorzuenthalten, die der Tribune Company zustehen. Dabei ging es um den geplanten Verkauf des Baseball-Stadions Wrigley Field, das der Tribune gehört.
Quelle: ntv.de