Skepsis gegenüber Schröder-Vorschlag Großelternzeit stößt auf Kritik
28.09.2012, 05:29 Uhr
Kristina Schröder will Großeltern mehr Zeit zum Betreuen ihrer Enkel verschaffen.
(Foto: dapd)
Kaum bringt die Familienministerin einen neuen Vorschlag auf den Tisch, wird er auch wieder zerredet. Die ersten Reaktionen auf die Idee eines Großelterngeldes sind zumindest negativ: SPD und Arbeitgeber halten sie für unnötig. Und auch aus der Koalition kommt deutliche Kritik.
Die Pläne von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU), einen Rechtsanspruch auf eine Großelternzeit zur Betreuung von Enkelkindern einzuführen, sind parteiübergreifend und in der Wirtschaft auf Widerstand gestoßen. "Die Familienministerin sollte sich auf die wesentlichen familienpolitischen Themen konzentrieren", sagte die familienpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Miriam Gruß, der "Passauer Neuen Presse". Wichtiger sei es, die Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft zu fördern, etwa durch mehr Ganztagsbetreuung an Schulen.
Auch bei den Wirtschaftspolitikern der Unionsfraktion stößt die Großelternzeit auf Vorbehalte. "Meine Skepsis ist groß. Wir sollten genau überlegen, ob das in den Firmen überhaupt umsetzbar ist", sagte Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) der Zeitung. Firmen ohne eigene Personalabteilungen hätten nicht die notwendigen Kapazitäten, um Großelternzeit zu organisieren.
Ähnlich Stimmen kamen von den Arbeitgebern. "Zahlreiche gesetzliche, tarifvertragliche und betriebliche Regelungen unterstützen heute bereits umfassend die Vereinbarkeit von Beruf und Familie", sagte ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) der Zeitung. Eine Ausweitung des Anspruchs auf Großelternzeit sei nicht notwendig.
"Alle Arbeitnehmer, also auch Großeltern, haben nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz einen Anspruch, ihre Arbeitszeit zu reduzieren", sagte der BDA-Sprecher. Vereinbarungen könnten "maßgeschneidert und individuell" auf betrieblicher Ebene getroffen werden. Statt eine Großelternzeit einzuführen, wäre es "hilfreicher, Eltern mit einer ausreichenden und qualifizierten staatlichen Kinderbetreuung zu unterstützen", sagte der Sprecher.
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig nannte die Pläne "unausgegoren". Stattdessen plädierte auch Schwesig in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" für einen verstärkten Ausbau von Kita-Plätzen. Dass sich Großeltern sich bei der Kinderbetreuung einbrächten, sei oft purer Notwendigkeit geschuldet, denn "meistens mangelt es an Kitaplätzen".
Quelle: ntv.de, dpa