Koreanische Fortschritte Güterzüge rollen
16.11.2007, 07:36 UhrSüd- und Nordkorea wollen im Dezember erstmals seit ihrem Bruderkrieg vor mehr als 50 Jahren eine grenzüberschreitende Eisenbahnlinie für den Güterverkehr in Betrieb nehmen. Das teilten beide Seiten in Seoul zum Abschluss der ersten Gespräche ihrer Ministerpräsidenten seit 15 Jahren mit. Beide Länder einigten sich dabei auf weitere Schritte zur Umsetzung der Vereinbarungen über friedensfördernde Maßnahmen und eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit, die die Staatschefs beider Länder Anfang Oktober getroffen hatten.
Einer gemeinsamen Erklärung zufolge soll am 11. Dezember die regelmäßige Zugverbindung zwischen der südkoreanischen Grenzstadt Munsan und dem nordkoreanischen Bahnhof Bungdang aufgenommen werden. Dadurch soll vor allem der Gütertransport vom und zum gemeinsamen Industriepark im grenznahen Kaesong in Nordkorea ausgebaut werden. Dort haben sich nach dem ersten Korea-Gipfel vor sieben Jahren 23 südkoreanische Unternehmen niedergelassen, die rund 20.000 nordkoreanische Arbeiter beschäftigen. Die Südkoreaner in Kaesong dürfen künftig auch das Internet nutzen.
Auch wurde vereinbart, in der ersten Hälfte 2008 mit der Einrichtung einer gemeinsamen Fischfangzone im Gelben Meer zu beginnen, um neue Konflikte zwischen den Seestreitkräften beider Länder an der umstrittenen Seegrenze zu vermeiden. Dort war es 1999 und 2000 zu Konfrontationen zwischen Kriegsschiffen beider Staaten gekommen. Südkorea will darüber hinaus Nordkorea bei der Modernisierung von Straßen und Schienenstrecken helfen. Dies war ein Hauptanliegen Pjöngjangs bei den jüngsten Versöhnungsgesprächen. Die beiden Regierungschefs bekräftigten die Absicht, gemeinsame Werften in Nordkorea zu errichten.
Nordkoreas Ministerpräsident Kim Yong Il war am Mittwoch zum Treffen mit Südkoreas Regierungschef Han Duck Soo nach Seoul gereist. Die Ministerpräsidenten der beiden Staaten wollen sich künftig zwei Mal im Jahr treffen. In der letzten Novemberwoche wollen auch beide Verteidigungsminister über Maßnahmen zur militärischen Entspannung sprechen. Süd- und Nordkorea befinden sich völkerrechtlich noch immer im Kriegszustand, da mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Korea-Krieg (1950-53) noch immer kein Friedensvertrag aufgesetzt wurde.
"Diese Vereinbarung demonstriert die Verpflichtung beider Seiten zur Umsetzung der Gipfelerklärung", sagte der südkoreanische Vereinigungsminister zum Abschluss der dreitägigen Gespräche mit Blick auf das Treffen des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il mit dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun im Oktober in Pjöngjang. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Vereinbarung dazu beitragen wird, der koreanischen Halbinsel Frieden und Wohlstand zu bringen." Der zweite Gipfel in der Geschichte beider Staaten wurde durch die Fortschritte bei den internationalen Verhandlungen über ein Ende des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms ermöglicht.
Schon in der ersten Hälfte des nächsten Jahres sollen die Konsultationen in Pjöngjang fortgesetzt werden - dann aber möglicherweise in anderer Besetzung. In Südkorea wird am 19. Dezember ein neuer Präsident gewählt. Dabei liegen Oppositionskandidaten vorn, die eine kritischere Haltung gegenüber Nordkorea einnehmen.
Quelle: ntv.de