Politik

"Das ist bitterer Ernst" Guttenbergs in Afghanistan

(Foto: REUTERS)

In Begleitung seiner Frau Stephanie besucht Verteidigungsminister Guttenberg überraschend Afghanistan. "Es war ihr eigener Wunsch, und es war ein Wunsch, der immer wieder aus der Truppe geäußert wurde", begründet er die gemeinsame Reise. Begleitet wird Guttenberg zudem von zwei Ministerpräsidenten und einem Fernsehmoderator.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist zusammen mit seiner Ehefrau Stephanie zu einem Überraschungsbesuch in Afghanistan eingetroffen. Nach einem Zwischenstopp im nordafghanischen Bundeswehr-Stützpunkt Masar-i-Scharif trafen beide am Morgen im Feldlager in Kundus ein.

"Es ist ganz wichtig, dass man gerade in der Weihnachtszeit jenen Anerkennung und Unterstützung gibt, die tausende Kilometer von der Heimat entfernt einen harten Dienst absolvieren", sagte der Minister. "Es ist eine Frage des Herzens."

Stephanie zu Guttenberg fasst sich im Feldlager Kundus nach einem Gespräch mit Soldaten in das Haar, berichtet die Fotoagentur.

Stephanie zu Guttenberg fasst sich im Feldlager Kundus nach einem Gespräch mit Soldaten in das Haar, berichtet die Fotoagentur.

(Foto: dpa)

Begleitet werden die Guttenbergs von den Ministerpräsidenten Niedersachsens und Sachsen-Anhalts, David McAllister und Wolfgang Böhmer. Zur Delegation zählt auch Johannes B. Kerner, der in Afghanistan eine Talkshow mit dem Verteidigungsminister und mit Soldaten aufzeichnen will. Stephanie zu Guttenberg möchte während des Aufenthaltes in Afghanistan ein Feldlazarett besuchen und vor allem mit deutschen Soldatinnen reden.

"Ihr eigener Wunsch"

Guttenberg ist der erste deutsche Minister, der seine Ehefrau mit ins Einsatzgebiet nimmt. Im Frühjahr war bereits der damalige Bundespräsident Horst Köhler in Begleitung seiner Ehefrau zu einem Truppenbesuch in Nordafghanistan. Guttenberg sagte zur Mitreise seiner Frau: "Es war ihr eigener Wunsch, und es war ein Wunsch, der immer wieder aus der Truppe geäußert wurde." Der gemeinsame Besuch solle zeigen, "dass der Einsatz der Soldaten nicht nur politisch getragen wird, sondern darüber hinaus". Es gebe eine lange Tradition, dass sich die Frauen der Verteidigungsminister für die Truppe engagierten.

Das Ehepaar ist zu einem unangekündigten Besuch eingetroffen.

Das Ehepaar ist zu einem unangekündigten Besuch eingetroffen.

(Foto: REUTERS)

Der Gefahr in Afghanistan begegne sie mit viel Respekt. "Das ist kein spaßiger Ausflug, das ist bitterer Ernst", sagte Stephanie zu Guttenberg. "Von Angst darf man sich hier nicht überwältigen lassen, sonst ist man eindeutig am falschen Platz." Sie wolle sich aber nicht durch die angespannte Sicherheitslage davon abhalten lassen, "als Bürger dieses Landes Danke zu sagen". Zur Reaktion ihrer beiden acht und zehn Jahre alten Töchter auf die Reiseplanung sagte Stephanie zu Guttenberg: "Begeistert waren sie nicht, aber sie haben das verstanden." Sie habe den beiden Kindern erklärt, dass sie in Afghanistan Menschen frohe Weihnachten wünschen wolle, die nicht mit ihrer Familie feiern können.

Dass der Minister nun wenige Tage vor Weihnachten seine Frau mit in das Kriegsgebiet nimmt, ist ein Novum. Ebenfalls neu ist, dass zwei Ministerpräsidenten der Delegation angehören.

Erstmals nimmt ein Verteidigungsminister seine Frau mit ins Kampfgebiet.

Erstmals nimmt ein Verteidigungsminister seine Frau mit ins Kampfgebiet.

(Foto: REUTERS)

McAllister und Böhmer wollen mit ihrer Teilnahme an der Reise den Einsatz der Soldaten aus ihren Bundesländern in Afghanistan würdigen. Von den acht in diesem Jahr gefallenen Bundeswehrsoldaten waren vier Fallschirmjäger aus dem niedersächsischen Seedorf. Böhmer hatte erst im Oktober im sachsen-anhaltinischen Burg 240 Soldaten eines Logistikbataillons nach Afghanistan verabschiedet.

Regelmäßige Besuche

Zur Lage in Afghanistan sagte Guttenberg: "Die Gefechtssituation ist härter und länger als in den Wintern zuvor." In den vergangenen Monaten seien aber Fortschritte erkennbar gewesen. "Da muss man sich die Realitäten schildern lassen." Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund der Debatte über die Verlängerung des Mandats.

Der Verteidigungsminister ist zum siebten Mal seit seinem Amtsantritt im Herbst 2009 am Hindukusch. Er hat sich vorgenommen, die deutschen Soldaten im Einsatz alle zwei Monate zu besuchen.

Schon bei vorhergehenden Visiten war Guttenberg immer wieder für Überraschungen gut. Im August besuchte er als erster deutscher Spitzenpolitiker die Soldaten im Kampfgebiet in der Provinz Baghlan. Im November wagte er sich sogar in die gefährlichste Gegend im Norden des Landes, den einst schwer umkämpften Distrikt Char Darah. Dort waren im April drei deutsche Soldaten in einem Hinterhalt von den radikalislamischen Taliban getötet wurden.

Donnerstag im Bundestag

Die Reise findet zu einem politisch brisanten Zeitpunkt statt. In dieser Woche legt die Bundesregierung ihren Fortschrittsbericht zum Afghanistan-Einsatz vor. Außenminister Guido Westerwelle gibt dazu am Donnerstag eine Regierungserklärung im Bundestag ab.

Der Rückhalt für den Einsatz im Parlament droht zu bröckeln. Die SPD will einer Verlängerung des Mandats im Januar nur zustimmen, falls das derzeit rund 5000 Soldaten starke deutsche Kontingent bereits 2011 verkleinert wird. Westerwelle hat die Truppenreduzierung erst für 2012 in Aussicht gestellt.

Quelle: ntv.de, dpa

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